Einen Doktortitel vor seinem Namen, einen weißen Kittel, sehr guter Verdienst und der vermeintlich tägliche Kampf gegen den Tod. Für viele ist das Medizinstudium ein Traum. Dennoch habe ich mich dazu entschieden, das Medizinstudium abzubrechen. Meine Gründe dafür und ob ich den Abbruch bereue, erfahrt ihr in diesem Artikel. 

mein Weg vor dem Medizinstudium

Seit dem Abitur habe ich kaum was anderes gemacht, als mich auf das Studium und ein Leben in der Medizinerwelt vorzubereiten. Erst habe ich eine Ausbildung als Rettungsassistent gemacht und auch in diesem Bereich gearbeitet. Daraufhin habe ich sogar ein Stipendium bekommen. Damit konnte ich jede Qualifikation in diesem Bereich erwerben. Ich habe eine Spezialisierung auf Großschadenslagen gemacht. Als Erste-Hilfe-Ausbilder habe ich schließlich sogar selbst ausgebildet. In dieser Zeit habe ich fast jede Schicht übernommen, die ich übernehmen konnte. Es gab Monate, in denen ich bis zu 250 Stunden gearbeitet habe. Jahrelang war ich weder Silvester noch Weihnachten zu Hause, sondern lediglich auf Rettungswachen. 

Irgendwann hat sich jedoch mein Körper gemeldet. Die Diagnose Bluthochdruck hat mir gezeigt, dass ich etwas zurücktreten sollte und eine Auszeit brauche. Schließlich haben Miri und ich uns das erste Mal dazu entschieden, eine längere Reise nach Neuseeland anzutreten. Nach unserem sieben-monatigen Trip, haben wir uns gegen einen Wiedereintritt in den Rettungsdienst entschieden. Sieben Monate lang haben wir als Surfleher gearbeitet. Schließlich ging es für uns ein zweites Mal nach Neuseeland und das hat uns nochmal in ganz besonderer Art und Weise geprägt. Wir sind einen der härtesten Fernwanderwege der Welt gegangen. Dadurch haben wir wirklich unsere mentalen und körperlichen Grenzen kennengelernt und unsere Komfortzone erweitert. Wir sind mutiger und entschlossener denn je nach Deutschland zurückgekehrt und haben uns sofort als Fotografen selbstständig gemacht. Denn wir wussten genau: Wir könnten nie wieder in einem normalen Angestelltenverhältnis arbeiten. 

Im Oktober 2018 ging das Studium schließlich los. Zu Beginn hatte ich nur positive Gefühle. Ich sprühte regelrecht vor Glück. Doch ohne es richtig zu merken, hatte der Anfang vom Ende meiner Medizinerkarriere begonnen. 

Die folgenden zwei Bücher haben mich besonders zum Nachdenken gebracht und sind eine absolute Leseempfehlung:

The Big Five for Life: Was wirklich zählt im Leben*

Das Cafè am Rande der Welt*

Fotografieren an der Wolfswarte

Fotografieren auf Reisen

Reisen bedeutet Erleben. Erleben bedeutet Erinnerungen kreieren. Unsere Reiseerlebnisse halten wir am Liebsten mit unseren Kameras fest. Welche Fotoausrüstung bei uns immer mit dabei ist, haben wir hier für euch zusammengefasst!

Was fand ich am Medizinstudium toll? 

Zuerst einmal möchte ich klarstellen, dass ich jeden verstehen kann, der ein Medizinstudium beginnt. Es gibt sehr viele spannende und interessante Fächer. Es gibt kaum etwas cooleres als den Körper des Menschen vertiefend kennenzulernen. Die Atmosphäre unter uns Studenten war ebenfalls toll. Es gab einfach keinen Stillstand. Jeder war motiviert und fokussiert. Es gab niemanden der faul war. Niemals zuvor im Leben hatte ich das Gefühl, dass ich mich mit so vielen intelligenten Menschen umgebe. An dieser Stelle möchte ich sagen, dass man dennoch sehr gut mit Medizinern feiern kann und dass das Klischee vom nerdigen 1,0 Abiturienten wirklich nur selten zutrifft. 

Vorab: Bevor ich detailliert auf meine Gründe eingehe, möchte ich festhalten, dass der Medizinstudium Abbruch meine freie Entscheidung war. Der Abbruch lag nicht daran, dass ich Prüfungen nicht bestanden habe und somit exmatrikuliert wurde. Ich war ein normaler Student, der sich noch in der Regelstudienzeit befand.

Was waren meine Gründe für den Medizinstudium Abbruch? 

Kommen wir zum ersten Grund für meine Entscheidung. Ein Studium bedeutet für mich, dass ich die Chance habe, über den Tellerrand hinauszublicken. Ich möchte mich über das normale Arbeitsfeld hinaus bilden können. Egal ob Musikkurse, Sprachkurse, Diskussionsrunden oder ähnliches. Doch all diese Angebote gab es im Medizinstudium leider nicht. Der Stundenplan wurde bereits für einen zusammengestellt, ohne dass man zusätzliche Module wählen oder sich für Prüfungen an- oder abmelden durfte. Selbst wenn die Universität eine übergeordnete Projektwoche für alle Fakultäten organisiert hat, war die Universitätsmedizin die einzige Fakultät, die nicht mitmachen wollte. Das hat sich ebenfalls im Alltag wiedergespiegelt. In diesem Bereich gibt es wirklich sehr viel Verbesserungsbedarf. Viele MedizinstudentInnen sind sehr unglücklich darüber, immer abseits der anderen Fakultäten zu sein.

Der nächste Punkt ist der Elitegedanke. In keinem anderen Studiengang dreht sich das ganze Leben nur um das Studium. Auf jeder Party und in fast jedem Gespräch spricht man über die gleichen Themen. Man wird oftmals dargestellt, als wäre man die Krone der Schöpfung. Leider unterstützen diese Ansicht auch sehr viele ProfessorInnen. Zum Glück habe ich während meiner Reisen gemerkt, dass es in anderen Ländern nicht so ist. Da ist es nichts besonderes Arzt zu sein, sondern ein Beruf wie jeder andere auch. Dieser Punkt hat letztlich zu einer leicht arroganten Note im Studium geführt. Ich habe mich tatsächlich bei einigen KommilitonInnen gefragt: wann hat es in der Medizin damit begonnen, dass es so sehr um Prestige und Ansehen geht? Warum werden die wirklich wichtigen Dinge so vernachlässigt? Doch das wäre Stoff für ein ganzes Buch und soll jetzt nicht weiter ausgeführt werden.

Strukturelle Mängel und andere Beweggründe

Ein weiterer Grund für den Abbruch meines Medizinstudiums ist die konservative Struktur und Lehre. Sicherlich ist diese Thematik in vielen Bereichen und Studiengängen vertreten. Ich kann aber gar nicht aufzählen, wie oft Professoren und Dozenten mit dem Rücken zu den Studierenden standen und einfach die Folien vorgelesen haben. Dennoch musste man bei vielen Veranstaltungen anwesend sein. Auch wenn diese alles andere als sinnvoll oder produktiv waren. In den mündlichen Prüfungen gab es keinerlei einheitliche Regelungen. Es gab keine Protokollführer und keine definierten Bestehensgrenzen. Es gab Prüfer, die haben einen nach der ersten, nicht beantworteten Frage direkt rausgeworfen. Und dann gab es Prüfer, die dir fünf bis sechs weitere Fragen gestellt haben. Dadurch hatte man die ganze Zeit das Gefühl, der puren Willkür der PrüferInnen ausgesetzt zu sein.

Individualität ist nicht wirklich gewünscht. Man kann keinen Einfluss auf die Struktur und die Vorgaben nehmen. Es ist egal, ob man nebenbei Arbeiten muss oder man wichtige Verpflichtungen hat. Im Medizinstudium kann man sich leider nicht dazu entscheiden, sich von Prüfungen abzumelden. Sondern man muss jede mitschreiben. Dabei ist es unwichtig, ob es sinnvoll ist oder nicht. Auf eine freie Entfaltung der zukünftigen MedizinerInnen wird keinerlei Wert gelegt.

Medizinstudium Abbruch kreativ

Noch mehr persönliche Gründe für den Abbruch

Insgesamt habe ich einfach für mich festgestellt, dass Medizin nicht zu meinen Vorstellungen und zu meinem Lebenskonzept passt. Seitdem ich 15 bin, habe ich eine starke kreative Seite. Ich habe viele Gedichte geschrieben, selbst Musik gemacht und Lieder produziert. Irgendwann kam die Fotografie und die Reiselust dazu. Miri und ich haben uns dann sogar selbstständig gemacht. Wir haben parallel zum Studium stets daran gearbeitet, die Selbstständigkeit noch viel weiter auszubauen. Ich arbeite sehr gerne orstunabhängig und habe dann ziemlich schnell gemerkt, dass es als Arzt einfach nicht möglich ist.

Ich kann es mir für mich nicht mehr vorstellen, im Schichtsystem zu arbeiten und vorgeschrieben zu bekommen, wann ich meine 26 Urlaubstage nehmen darf. Weiterhin sind viele Vorgehensweisen in Kliniken mehr als fragwürdig. Zu oft steht Profit über dem Patientenwohl. Jetzt werden einige sagen, dass ich mich doch auch als Arzt selbstständig machen kann. Dem stimme ich durchaus zu, nur ist es für mich eine Art „Scheinselbstständigkeit“. Ein Arzt muss feste Zeiten aufweisen. Er kann nicht von nachts 23 Uhr bis um 6 Uhr am Morgen oder mal eben so am Sonntag öffnen. Sondern er muss sich den Patienten anpassen. Darüber hinaus ist es nicht möglich, die Praxis einfach mal für sechs Monate zu schließen. Man hat einen Patientenstamm, welchen man betreuen muss.

Sollte jemand denken, dass es mir in meinem Leben nur um Freizeit geht, dann kann ich das ganz klar verneinen. Ich arbeite gern und ich arbeite auch viel. Mir ist es jedoch wichtig, dass ich bei den Spielregeln und den Rahmenbedingungen mitreden darf. Ich will mich dabei einfach zu 100 Prozent wohlfühlen. Denn wenn ich eins im Rettungsdienst gelernt habe, dann dass das Leben viel zu kurz ist um einer Arbeit nachzugehen, die einem keinen Spaß macht und einen nicht erfüllt.

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Bereue ich den Medizinstudium Abbruch?

Diese Frage bekomme ich immer wieder gestellt. Und da wären wir wieder dabei, dass es sich in vielen Gesprächen oft um das Medizinstudium dreht. Aber um die Frage zu beantworten: Nein, ich bereue es nicht. Ich habe endlich Entscheidungsgewalt über mein Studium und über meine persönliche Entwicklung. Seitdem ich das Studium gewechselt habe, kann ich meine Selbstständigkeit noch viel mehr ausweiten und verbessern. Ich kann endlich die Bereiche in mein Leben integrieren, die mir vorher verwehrt geblieben sind. Dadurch habe ich auch eine deutlich höhere Lebensqualität. Darüber hinaus bin ich kein Freund davon, Entscheidungen zu bereuen. Ich finde, dass man sich einfach zu wichtig nimmt und vielen Entscheidungen viel zu viel Wert beimisst.

Wie ihr seht hatte ich sehr viele persönliche Gründe für den Abbruch meines Medizinstudiums. Doch glaubt mir, die Entscheidung ist mir nicht leicht gefallen. Dennoch war sie wichtig und für mich die einzig logische Schlussfolgerung. Die Kontraseite konnte weitaus mehr Punkte aufweisen. Auch wenn ich Medizin stets mit Leidenschaft und Ambition verfolgt habe, ist es einfach an der Zeit meinen Weg zu gehen.

Da ich weiß, dass dieses Thema sehr viel Diskussionspotenzial mit sich bringt, würde ich mich über einen Kommentar sehr freuen!

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71 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort

  • Laura Müller
    31. März 2020 00:00

    Ich bin selbst Medizinstudent, habe zuvor etwas anderes gemacht.
    Du hast in allen Punkten recht !
    Viele reden sich das Studium und den Beruf schön und blenden die nicht unerheblichen Schattenseiten aus.
    Wie du sagst das Leben ist viel zu kurz um unglücklich zu sein.

    Ich wünsche dir auf deinem Weg viel Erfolg ! Ich denke du hast die richtige Einstellung.

    Antworten
    • Danke für deinen lieben Kommentar! Das Thema ist wirklich sehr komplex. Ich kann jeden verstehen, der seine Leidenschaft in diesem Bereich sieht. Ich finde negative Aspekte auch nicht schlimm, da es sie in jedem Bereich des Lebens gibt. Doch ich sehe zu oft, wie Personen und Freunde daran „kaputt“ gegangen sind, aber aufgrund des sozialen Drucks ihre Situation nicht ändern möchten. Die Meinung der Eltern, Freunde und Bekannten ist da oftmals wichtiger, als das eigene Lebensglück. Ich würde mich freuen, wenn sich das in Zukunft etwas ändern würde.

      Ich wünsche dir jedenfalls alles Gute für das Studium und für die Zukunft!

      Liebe Grüße

      Antworten
  • Ich befinde mich gerade in der Situation das Medizinstudium abbrechen zu wollen aus beinahe den selben Gründen, welche du in deinem Text genannt hast. Ich habe seit einem Jahr das Gefühl, jeden Tag aufs Neue aufzuwachen und keine Lust mehr auf mein Leben wie es jetzt ist zu haben. Ich denke manch, dass es gar nicht mein Leben ist, dass mich das alles eh nicht betrifft und meine Prioritätensetzung unterscheidet sich stark von der meiner Kommilitonen. Ich denke daher, dass es auch für mich das beste wäre aufzuhören. Was mich jetzt noch hemmt ist die Tatsache, dass ich meiner Familie und meinen Freunden diese Nachricht irgendwie beibringen muss. Hast du dafür ein paar Tipps?

    Vielen Dank für diesen unglaublich inspirierenden Artikel, er hat mich in dieser Situation sehr optimistisch gestimmt 🙂

    Antworten
    • Erstmal Danke für die Nachricht. Ich finde es immer wieder unglaublich, wie viele Nachrichten ich zu diesem Thema erhalte. Das Thema es seinen Eltern beizubringen scheint in der Tat anfänglich schwierig. Doch ich finde es immer wieder wichtig zu realisieren, dass man eigenständig ist und seinen eigenen Weg gehen möchte. Du musst in deinem Leben glücklich werden und einen Weg gehen, den du toll findest, nicht einen Weg den deine Freunde oder Familie toll findet. Vielleicht werden sie anfänglich etwas traurig sein oder verwirrt, aber das sollte sich legen. Besonders wenn sie sehen, dass du das nicht abbrichst, um irgendwie den ganzen Tag auf ihren Kosten zu entspannen, sondern aus der Tatsache heraus, dass du weißt was du wirklich möchtest. Ich wünsch dir viel Kraft dafür die richtige Entscheidung zu treffen. Wichtig ist einfach nur, dass du eine Entscheidung triffst die du wirklich möchtest, vollkommen egal was andere davon halten.

      Ganz liebe Grüße

      Micha

      Antworten
    • Hey Valentina,
      mich würde es interessieren wie sich dein Gedankengang seit der Nachricht entwickelt hat?
      Hat sich irgendwas an deiner Situation verändert?

      Lieben Gruß
      Kev 🙂

      Antworten
      • Hallo zusammen!

        Ich bin sehr froh, auf diese Seite gestoßen zu sein, da ich gerade sehr stark darüber nachdenke, mein Studium zu beenden.

        Ich studiere derzeit noch in Österreich Humanmedizin, bin aber mit ähnlichen Problemen konfrontiert wie alle hier.

        Für mich gab es bis jetzt nie Zweifel, mein Studium ernsthaft zu beenden, und das obwohl ich schon sehr lange nicht mehr in Mindestzeit bin und das Studium mich schon oft an meine körperlichen und mentalen Grenzen brachte. Ich habe mich mit dieser typischen ,in der Klink wird alles besser‘ Mentalität durchgekämpft und stehe nun vor der letzten Prüfung vor dem klinischen Abschnitt. Seit einiger Zeit plagen mich nun Zweifel, ob danach wirklich alles besser werden würde oder ob das vielleicht nicht für alle Studierende gelten mag.

        Die Zweifel bestehen vor allem deshalb, weil ich mich nun erstmals ernsthaft mit dem Joballtag und den Aussichten auf eine gute Work-Life-Balance auseinandergesetzt habe.

        Medizin ist meine größte Leidenschaft und mein Herz brennt sehr für diesen Beruf und ich persönlich finde, dass Helfen und Heilen meine Berufung in meinem Leben ist.

        Nun frage ich mich aber, ob diese Berufung und Leidenschaft, all das aufwiegt, was ich dafür bis jetzt opfern musste und sicher auch noch in Zukunft opfern muss. Ist es das alles Wert?

        Ich habe mich nie anderen Studierenden zugehörig gefühlt, konnte mich nie gut in dem System zurechtfinden, vor allem nicht durch meine hohe Sensibilität.
        Gleichzeitig merke ich aber, dass es mich zutiefst erfüllt, andere mit meinen Wissen/Fähigkeiten/Rat helfen zu können.

        Was würdet ihr in meiner Situation machen?

        Antworten
  • Isabelle Godmann
    20. Oktober 2020 15:57

    Ich bin auch kurz und drauf das Studium abzubrechen und war froh deinen Artikel gefunden zu haben! Ich bin 32, Biologin, sehr sozial unterwegs und das war auch der Grund Medizin im „Alter“ zu studieren. Menschen und Helfen macht mir einfach Spaß! Ich befürchte jedoch, dass es in der Klinik nun mal nicht so sozial ist wie ich mir das gewünscht hatte, man schnell in diese „Arztspirale“ fàllt und sehe fast nur negative Seiten. Kinder sind bei mir noch nicht mit eingerechnet, sprich das Studium dauert nochmal länger. Meine Prioritäten im Leben sind Freunde und Familie. Das ist mir klar! Wenn ich weiter studiere habe ich Angst die Prioritaten aus den Augen zu verlieren. Mich stört es von Tag 1 an, nicht mehr mein eigener Herr zu sein sondern eben in einen Stundenplan, Nächtelanges lernen usw gepresst zu werden. Warum bin ich mir aber unschlüssig aufzuhören? Ich habe Angst es später zu bereuen und vorzeitig „aufzugeben“. Vllt muss man durch diese Zeit einfach durch? Diese Zeit sind aber mit FA noch 9 Jahre bei mir ( ohne Kinderplanung). Über Denkanstöße wäre ich sehr dankbar.

    Antworten
    • Danke erstmal für deinen ausführlichen Kommentar! Wichtig ist es, dass du wirklich auf dich und dein Gefühl hörst und konsequent entscheidest. Das Thema „bereuen“ spielt selbstverständlich anfänglich ein kleines Problem dar. Nur weiß man nie, welche Entscheidungen richtig sind und welche nicht. Sich darüber den Kopf zu zerbrechen wäre nicht zielführend.Doch mal ganz ehrlich: Man kann noch nicht mal zu 100 Prozent sagen, ob es richtig war eine Regenjacke einzupacken oder nicht. Geschweige denn kann man heute einschätzen, welche Entscheidung richtig war. Mal andersrum betrachtet, ist es ja zur Zeit so, als würdest du das Studium zur Zeit ebenfalls leicht bereuen. Jedenfalls klingt das so. Ein Satz hat mich übrigens wirklich weiter gebracht: Man darf sich nicht so wichtig nehmen. Wichtig ist es einfach auf sein Gefühl zu hören und danach zu entscheiden. Man muss nur klar identifizieren, ob die negativen Aspekte nur temporär sind oder ob man weiß, dass es sich die nächsten 9 Jahre zu 70 Prozent weiterziehen wird.

      Gerade als Mediziner weiß man, wie kurz das Leben sein kann und daher könnte ich persönlich nicht mit dem Gedanken klar kommen, dass man 9 Jahre lang einfach „da durch“ muss. Niemand sollte knapp 10 Jahre seines Lebens mit etwas verbringen, dass ihn zu 70 Prozent negativ beeinflusst und stresst. Wie das bei dir persönlich aussieht kann ich natürlich nicht einschätzen. Ein letzter Punkt noch: ich beobachte viel zu oft, dass Studierende eine Entscheidung treffen, nur damit ihre Eltern oder Freunde nicht enttäuscht werden. Triff die Entscheidung unbedingt unabhängig von anderen Meinungen und Gedanken.

      Ich möchte niemanden mit dem Artikel beeinflussen, lediglich meine Erfahrungen schildern. Grundlegend ist der Berufszweig echt toll, nur leider war es für mich unter diesen Bedingungen und den Umständen nicht länger möglich.

      Ganz liebe Grüße und viel Erfolg für deinen weiteren Weg!

      Antworten
    • Isabelle, studierst du Medizin noch?

      Antworten
  • Mir gefällt das Studium auch irgendwie gar nicht mehr. Bin im zweiten Semester. Natürlich ist unter Corona nochmal alles extra nervig. Aber das, was mich stört, ist die Art des Lernens. Mir haben bisher v.a. Chemie und Biochemie gefallen. Da kann ich mit logischem Denken usw. meine Intelligenz auch echt nutzen. Aber in Anatomie usw. fühle ich mich echt wie ein Affe. Wir bekommen drei Atlanten auf den Tisch geklatscht und bekommen 3 Wochen das Zeug auswendig zu lernen (Übertreibung). Das ist für mich kein Problem, wenn das zeitweise ist. In jedem anderen Fach hat man ja auch erst seine Grundlagen, die man einfach auswendig können muss. Aber in Medizin wird es nach dem Physikum ja nicht viel anders. Letztendlich kann man später die vielen Informationen logisch verknüpfen, aber man muss (außer in Epidemiologie, Statistik usw.) eben alles neue einfach erstmal auswendig lernen. Mir fehlt das logische Denken, Herleiten usw.

    Habe zwar bisher keine Prüfung verhauen, war im DN so bei den 70-80% bei Prüfungsergebnissen, habe also auch nie an der Bestehensgrenze gekratzt. Aber ich habe trotzdem einfach gaaar keine Motivation mehr. Wäre es so, dass es nach dem Physikum kein dummes Auswendiglernen mehr gäbe, oder sehr stark reduziert, dann könnte ich mich sicher einfach überwinden. Aber die Aussicht, dass ich bis ans Ende meiner Tage von morgens bis abends irgendwelche Informationen stumpf auswendig lerne, tötet meine Motivation.

    Antworten
    • Danke für deinen ausführlichen Kommentar!

      Den Punkt den du ansprichst war ebenfalls ein Grund, weswegen ich mich nicht mehr in dem Feld oder Studium gesehen habe. Mir hat die Arroganz vieler Professoren und Studierenden nicht gefallen. Viele waren der Meinung es wäre hochkomplex und viel schwieriger als andere Studiengänge. Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen. Im Grunde genommen sind die Strukturen einfach zu veraltet und sorgen für sinnlosen Stress und für sinnlose „Auswendiglernen-Phasen“. Rein von der Komplexität sind Studienfächer wie Informatik, Physik und Ingeneursstudiengänge wahrscheinlich deutlich schwieriger und verlangen weitaus mehr von den Studierenden. Hier hat man nur das Glück, dass die Fakultäten eine gute Fachschaft haben und es regelmäßige Updates der Studien-und Prüfungsverordnungen gibt. Dadurch ist es ein besseres Miteinander und es wird nicht noch zusätzlich Stress aufgebaut.

      Doch zurück Zum Thema: Ich verstehe dein Problem wirklich und finde es schade, dass viele Studierende genau darüber klagen, es sich jedoch nichts daran ändert. Und das obwohl es mittlerweile genug Studienergebnisse darüber gibt, wie wenig Auswendiglernen wirklich bringt.

      Ich wünsche dir viel Erfolg in Zukunft!

      Antworten
      • Hallo alle zusammen 🙂
        Ich komme alle paar Wochen auf diese Seite zurück, da ich die ganzen Erfahrungen, die hier geschildert wurden, sehr spannend finde und mich mit vielen davon auch identifizieren kann. (Auf anderen Internetseiten/ Foren zu diesem Thema hört man oft eine gewisse „friss oder stirb“ Mentalität heraus, was hier nicht der Fall ist,da ein differenzierteres Meinungsbild vorliegt).
        Nun „kurz“ zu meiner Geschichte mit der Medizin:
        Nach dem Abi und vor dem Studium absolvierte ich ein Fsj im pflegerischen Bereich und darauf auch die Ausbildung zur Gesundheits und Krankenpflegerin, die ich tatsächlich auch als Jahrgangsbeste beendete. Allerdings habe ich diesen Weg nur eingeschlagen, um es als Sprungbrett für ein Medizinstudium zu nutzen. Die Tätigkeit in der Pflege ist äußert wichtig und ehrenhaft für die Gesellschaft und mir liegt es fern, diesen Beruf schlecht darstellen zu wollen. Allerdings kamen mir die Aufgaben auf Station teilweise sehr stumpfsinnig vor und auch getreu dem Motto “ das haben wir schon immer so gemacht“, was mich sehr frustrierte.
        Dadurch, dass man im Team eingespannt ist, ist es nicht so leicht, sein eigenes Ding durchzuführen (z. B. „neue“ Methoden implementieren) und ich war gezwungen, mich dem Ganzen anzupassen. Hinzu kommt noch, dass man in der Pflege stark in dieser Krankenhaus- Hierarchie eingespannt und der Depp- vom-Dienst und/oder Mädchen – für-Alles ist.
        Als ich dann das Medizinstudium anfangen konnte mit 24 Jahren, war ich froh, die Möglichkeit zu bekommen, später als Ärztin im Gesundheitswesen „selbstbestimmter“ arbeiten zu können. Zudem ist/war in meiner Vorstellung auch das Tätigkeitsfeld in der Medizin spannend (wie Diagnostik und Therapie). Mir liegt das Wohl der Patienten sehr am Herzen und sehe mich auch dazu berufen , heilkundlich tätig zu werden (vor allem der Fachbereich Psychiatrie hat es mir angetan) . Dies klingt alles sehr idealisiert, doch die Realität hat mit eine harte Schnelle verpasst, als das Studium begann.
        Die Strukturen im Studium sind sehr starr und durchgeplant. Die Stoffmenge ist schier überwältigend, man kann die Inhalte kaum richtig verstehen, weil man sich um die Nächsten wieder kümmern muss. Dadurch bin ich gezwungen (und viele andere auch), das alles auswendig zu lernen. Es bleibt einem ja kaum was anderes übrig. Mich persönlich frustriert diese Art zu lernen immens und sehe mich in meiner Freiheit eingeschränkt. Es nimmt mir förmlich die Luft zum Atmen, wie ein zu eng geschnürtes Korsett. Ich fühle mich wirklich wie ein dressierter Affe, der schön brav Worte vor sich hin reproduziert, ohne dass man aber tatsächlich intellektuell herausgefordert wird. Ich versuche, das Studium einfach „nur“ als Teil des Weges zu begreifen und mich nicht zu sehr davon vereinnahmen zu lassen. Doch dieser Weg ist, allgemein bekannt, sehr lange (mindestens 14 Semester und danach noch die Arbeitsbedingungen ) und ich weiß nicht, ob ich so viel wertvolle Lebenszeit und – qualität aufbringen kann. Ich sehe das Licht am Ende des Tunnels kaum, da dieser Tunnel einfach sehr weit ist. Dies hat sich auch schon auf meine mentale Gesundheit ausgeübt (starke depressive Episode und Depersonalistaion/Derealisation). Dies habe ich überwunden und fühle mich auch wieder stark. Vielleicht muss ich mir noch mehr den A*sch aufreißen, mich besser an dieses ganze System anpassen und von meinen freigeistigen Tendenzen absehen, um erfolgreich weiterhin diesen Weg bestreiten zu können.
        Mir fehlt es leider an Alternativen, deswegen kommt ein Abbruch des Medizinstudiums zur Zeit nicht in Frage. In die Pflege möchte ich nicht zurück aus oben genannten Gründen.
        Weitere Interessen liegen im kreativen und künstlerischen Bereich sowie in den Geisteswissenschaften (wie z. B Philosophie), doch diese Möglichkeiten sind leider alle brotlos und bieten auf dem Arbeitsmarkt nicht die besten Perspektiven, im Gegensatz zur Medizin.
        Deshalb sehe ich mich gezwungen, weiter zu machen, obwohl es mich sehr belastet. Ist hier eventuell jemand in einer ähnlichen Lage und hat irgendwelche Tipps oder Ratschläge? 😅
        Mein Text ist ein wenig lang geworden, aber vielleicht hilft es ja dem ein oder anderen.

        Liebe Grüße an euch und danke für deinen offenen und ehrlichen Blog, Micha! 😄 Du hast mit dem Ansprechen deiner Erlebnisse und Erfahrungen ein sensibles Thema in die Welt raus getragen, welches meistens totgeschwiegen oder drüber hinweggesehen wird in der Mediziner- Bubble. Wie man hier an den ganzen Kommentaren erkennt, stoßen alle Probleme, die mit einer ärztlich- medizinischen Karriere im Zusammenhang stehen, auf große Resonanz.
        Ich wünsche euch allen das Beste! 😄👍🏼Macht euch nicht kaputt, das Leben ist zu kurz um für die ganzen Schönheiten, die es zu bieten hat, blind zu werden.

        Antworten
  • Hi! Ich bin Ärztin in einem kommunalen Krankenhaus. Bin 29, arbeite seit (fast) 4 Jahren.

    Ich studierte in Osteuropa (bin dort geboren) und habe schon während des Studiums ähnliche Gefühle gehabt wie du. Das Lernmaterial war echt hart, irgendwie war das ganze nur auf die Theorie fokusiert, die Praktika waren eher bagatellisiert, viele sind aus der Uni gekommen, ohne eine Nadel legen zu können. Bei bestimmten Fächern gab es echtes „Terror“.

    Diese ganze Studienjahre haben mich am Ende quasi „leergesaugt“, die Staatsexamen konnte ich nur noch mit Hilfe von Schlafmitteln überleben. (vllt war das schon ein burnout?)

    Ich dachte damals, die Arbeit wird an den deutschen Kliniken bestimmt sehr gut sein. Deutschland – hochentwickeltes Land – tolles Gesundheitswesen. Alle dachten so. Das Geld ist gut – keine Frage, aber „Rechte“ hat man gar nicht mehr wenn man im Krankenhaus arbeitet. Überstunden werden nicht ausgezahlt oder freigegeben, man hat manchmal keine Zeit zum Essen (oder auf Toilette zu gehen), man wird als Anfänger total alleine gelassen, und wenn was schief läuft – dann bist du Schuld. Die Arbeitsbelastung ist enorm, es gibt Personalmangel, Patienten werden schlecht versorgt. Ich könnte noch lange erzählen, welche Probleme noch vorhanden sind, eins ist aber sicher: dein Körper und Psyche werden bestimmt daran leiden.

    Ich weiss es nicht, wieso muss man körperlich und psychisch kaputtgehen, wenn man Arzt ist? Wieso muss der Klinikalltag so belastend sein?

    In diesem System können nur wirklich diejenige überleben, die sich selbst „veropfern“ möchten und damit den Märtyren spielen… Es gibt wirklich solche. Ich denke es hat was mit dem „Elitengefühl“ zu tun. „Ich arbeite viel mehr als alle andere. Meine Arbeit ist viel wichtiger.“

    Ehrlich gesagt habe ich ein bisschen bereut, nach dem Abitur nicht was anderes gemacht zu haben. Jetzt bin ich irgendwie in diesem System gefangen.

    Ich denke du warst schon richtig, dass du das Studium früh abgebrochen hast, es war sehr mutig. Ich hatte damals zu viel Angst das zu tun, weil dann „nichts aus mir wird“.

    So ist es halt. Wir alle müssen das Beste daraus zu machen was wir jetzt haben 🙂

    Antworten
    • Danke für deinen ausführlichen und sehr interessanten Einblick in deinen Werdegang.

      Du bringst es ziemlich gut auf den Punkt! Leider wird es viel zu oft als etwas „normales“ dargestellt schlaflose Nächste und Schlafmittel zu nehmen. Warum alles so konservativ und stressig sein muss kann ich leider bis heute nicht beantworten. Vielleicht brauchen das manche Mediziner*innen um sich selbst und anderen etwas zu beweisen. Ich kenne das noch von mir selbst. Je mehr 24 Stundenschichten ich im Rettungsdienst hatte und je mehr schwere Notfälle, desto besser habe ich mich gefühlt. Desto wichtiger habe ich mich gefühlt. Teilweise hatte das schon arrogante Züge. Je fertiger ich mich gefühlt habe, desto wertvoller habe ich mich gleichzeitig gefühlt. Klingt irgendwie paradox.

      Ich bin der Meinung, dass es nie zu spät ist etwas zu ändern, so lange es einen wirklich negativ beeinflusst. Stillstand und Resignation können früher oder später zu toxischen Wegbegleitern werden. Selbst wenn man nach dem PJ merkt, dass man daran kaputt gehen kann, dann sollte man es definitiv nicht weitermachen. Egal wie alt man ist oder was Freunde, Familie dazu sagen könnten. Auf der anderen Seite muss ich auch sagen, dass es Möglichkeiten gibt auch während seiner Medizinerkarriere gegen den Strom zu „schwimmen“. Muss man tatsächlich eine Doktorarbeit schreiben oder macht man es nur, weil es andere ebenfalls so machen? Muss ich unbedingt in die Uniklinik oder reicht auch ein gemütlichen Krankenhaus außerhalb der Großstadt? Muss ich um jeden Preis Vollzeit arbeiten oder kann ich in der heutigen Zeit auch etwas mehr Freiraum in meinem Vertrag verhandeln und es reichen vielleicht auch 30 oder 35 Stunden wöchentliche Arbeitszeit? Es ist alles möglich und man hat es zu jeder Zeit in der eigenen Hand.

      Ich finde es sehr spannend, wie viel Feedback ich aufgrund des Artikels bekomme und welcher Gesprächsbedarf in diesem Thema steckt.

      Ganz liebe Grüße und viel Glück und Freude auf deinem weiteren Lebensweg!

      Antworten
    • Hallo. Ich habe letztes Jahr mit 29 mit dem Studium angefangen. Ich hatte davor vieles andere ausprobiert und nichts hatte so richtig zu mir gepasst. Dann kam mit 24 der Umbruch. Ich habe mein Abitur nachgeholt und hatte mein Ziel immer höher gesetzt, so energiegeladen wie ich da war. Ich konnte mich so enfalten in diesen 3 Jahren. Weil ich nicht direkt den Platz bekam, studierte ich 2 Semester Ingenieurswesen. Das wollte ich für mich nicht und dann wurde es sicher. Es sollte Medizin werden. Mein 2-wöchiges Praktikum in der Hautklinik musste ich nach ein paar Tagen abbrechen, da ich nach einer OP zusammenbrach und dann einen Magen Darm Infekt bekam. Es ist mir bis heute unerklärlich, wie das passiert ist. Da hatte ich es einfach ignoriert. Seit dem ich mit dem Studium angefangen habe, dreht sich alles nur noch um das jenes. Wenn man mit ananderen spricht, wird man damit identifiziert, als hätte man ein drittes Bein. Aber nein, ich bin immer noch ich mit all meinen kreativen Seiten. Ich kann das so gut verstehen, dass dir das gefehlt hat. Mit ist Entfaltung auch immens wichtig für mein Leben und ich denke, dass ich einfach ein Typ bin, der gerne verschiedene Dinge macht. Ich stehe absolut nicht hinter dieser konservativen Mediziner Blase. Nur traue ich mich nicht, wegen meines Alters abzubrechen, weil ich dann „verloren“ wäre. Wie kommt man mit aus dieser Bredullie heraus?

      Antworten
      • Hey Anna,
        es würde mich brennend interessieren wie du heute zu deiner Nachricht stehst und was du seitdem gemacht hast. Auch ich stecke in einer mentalen Zwickmühle, da ich fast 7 Jahre auf das Studium hingearbeitet habe und jetzt merke, dass es mir mitten im Studium keine Freude bereitet. Ich konnte mich zwar sicher durch die bisherigen Prüfungen durchbeißen, aber es fühlt sich einfach nicht richtig an, wenn man absolut antriebslos vor sich hin lernt und jetzt schon weiß, dass man eher aus dem Berufsalltag entkommen will, statt sich darin zu entfalten. Hobbys, Familie und dergleichen leiden natürlich auch sehr darunter und auch ich habe das Gefühl, dass es mit meinen zarten 28 ein großer Fehler sein könnte, nochmal in eine komplett andere Richtung zu wechseln und den Kittel an den Nagel zu hängen…

        Antworten
        • Hi Kevin, leider habe ich deinen Kommentar erst jetzt gelesen. Ich habe nach dem Physikum ein Jahr lang unterbrochen und in zwei Kliniken in der Pflege gearbeitet. Jetzt ist das Jahr fast wieder rum und ich stehe wieder vor der Entscheidung- weitermachen oder aufhören. Ich denke, je länger man da überlegt, desto mehr quält man sich letztendlich. In meiner Auszeit konnte ich mich trotz der Arbeit irgendwie erholen, fühlte mich mehr bei mir selbst, habe mehr auf mich geachtet, Ernährung, Äußeres, usw. Ich frage mich halt, ob es nur am Studium liegt, dann wäre es ja absehbar, dass es bald vorbei ist und dann, wenn man mal Assistenzarzt ist und Geld verdient, alles gut wird. Oder es evtl. noch schlimmer wird und man dann erst richtig feststeckt in der Medizinerspirale. Klar kann man dann immer noch was anderes machen aber die Zeit und die Nerven, die dann da drauf gingen..naja. Wenn man mal in dem Studium drin ist fühlt man sich vielleicht priviligiert und denkt, es ist jetzt die Lebensaufgabe, Arzt zu werden. Und dann macht man es vielleicht garnicht mehr so wirklich aus freien Stücken, dann muss man. Fremdbestimmung ist hier ein Begriff, der es ganz gut trifft. Bei mir komm dazu, dass ich bereits 32 bin und die ersten beiden Jahre in Osteuropa studiert habe und ich mir einfach nicht mehr vorstellen kann, in diesem Land in einer Blase zu leben. Partnerschaft und Kinderthema kommt auch noch dazu. Mir kam es einfach irgendwann so vor, als sei alles andere mit dem Medizinstudium gar nicht mehr kompatibel, nicht mal ich selbst. Vielleicht aber auch deshalb, weil ich mich dort nicht richtig gefühlt habe und das strahlt man ja auch auf andere Lebenbereiche aus. Ich hoffe, ich konnte dir ein paar Einblicke geben. Ich werde wahscheinlich umsatteln auf den Wirtschaftsbereich, auch wenn die Entscheidung nicht einfahc fällt. Wie geht es bei dir weiter? Liebe Grüße, Anna

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        • Hi Kevin, leider habe ich deinen Kommentar erst jetzt gelesen. Ich habe nach dem Physikum ein Jahr lang unterbrochen und in zwei Kliniken in der Pflege gearbeitet. Jetzt ist das Jahr fast wieder rum und ich stehe wieder vor der Entscheidung- weitermachen oder aufhören. Ich denke, je länger man da überlegt, desto mehr quält man sich letztendlich. In meiner Auszeit konnte ich mich trotz der Arbeit irgendwie erholen, fühlte mich mehr bei mir selbst, habe mehr auf mich geachtet, Ernährung, Äußeres, usw. Ich frage mich halt, ob es nur am Studium liegt, dann wäre es ja absehbar, dass es bald vorbei ist und dann, wenn man mal Assistenzarzt ist und Geld verdient, alles gut wird. Oder es evtl. noch schlimmer wird und man dann erst richtig feststeckt in der Medizinerspirale. Klar kann man dann immer noch was anderes machen aber die Zeit und die Nerven, die dann da drauf gingen..naja. Wenn man mal in dem Studium drin ist fühlt man sich vielleicht priviligiert und denkt, es ist jetzt die Lebensaufgabe, Arzt zu werden. Und dann macht man es vielleicht garnicht mehr so wirklich aus freien Stücken, dann muss man. Fremdbestimmung ist hier ein Begriff, der es ganz gut trifft. Bei mir komm dazu, dass ich bereits 32 bin und die ersten beiden Jahre in Osteuropa studiert habe und ich mir einfach nicht mehr vorstellen kann, in diesem Land in einer Blase zu leben. Partnerschaft und Kinderthema kommt auch noch dazu. Mir kam es einfach irgendwann so vor, als sei alles andere mit dem Medizinstudium gar nicht mehr kompatibel, nicht mal ich selbst. Vielleicht aber auch deshalb, weil ich mich dort nicht richtig gefühlt habe und das strahlt man ja auch auf andere Lebenbereiche aus. Ich hoffe ich konnte dir ein paar Einblicke geben. Ich werde wahscheinlich umsatteln auf den Wirtschaftsbereich, auch wenn die Entscheidung nicht einfahc fällt. Wie geht es bei dir weiter? Liebe Grüße, Anna

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  • Hallo, ich habe deinen Artikel gerade gefunden und möchte mich auch gerne zu dem Thema äußern. Ich bin gerade in der ersten richtigen Woche meines Medizinstudiums und ich hasse jede Sekunde davon. Ich bin überzeugt davon, dass ich das Studium schaffen kann, wenn ich mich wirklich dransetze und lerne. Allerdings fehlt mir jegliche Motivation und die Fächer interessieren mich leider überhaupt nicht. Das Medizinstudium bietet einem sehr viele Vorteile und man hat später einen relativ sicheren Arbeitsplatz. Außerdem hört man ständig von Familie und Freunden, wie toll die Berufswahl ist und das man unbedingt weiter machen sollte. Ich merke aber jetzt schon, wie unglücklich ich eigentlich bin. Ich denke nicht, dass es normal ist in der Orientierungswoche jeden Tag zu weinen, weil man merkt, dass man die falsche Wahl getroffen hat. Nichtsdestotrotz bin ich mir dann wieder unsicher, weil mir der Beruf ja später doch noch Spaß machen könnte…
    Ein Studium abzubrechen ist eine sehr schwere Entscheidung. Wenn man es tatsächlich macht, muss man wieder von vorne anfangen und fragt sich, was wohl sonst zu einem passen würde. Es entsteht zusätzlicher Druck, da man jetzt wirklich die richtige Wahl treffen muss, denn noch ein Studium abzubrechen ist einfach nicht drin.

    Ich Danke dir für diesen Artikel, er hat mir Mut gegeben und mich etwas in meinen Zweifeln bestärkt! 🙂

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    • Hey Jenny,
      ich bin im zweiten Semester. Habe oben meine Ansicht vom Studium schon ausgeführt. Finde das Studium inhaltlich schon spannend, auch wenn mir Technik und Informatik fehlen, zwei weitere Interessengebiete von mir. Mir gefällt aber dieses völlig mit Müll überladene Studium nicht. Mein Lieblingsprofessor hatte es im ersten Semester schon super angemerkt. Er sagte durch den med. Fortschritt wird das Studium mit immer neuen Dingen gefüllt, aber nichts wird rausgenommen. Dadurch hetzt man jetzt nur noch von einer Prüfung zur anderen, es bleibt nichts wirklich hängen und man versteht nichts wirklich tiefgreifend. Den Schrott kann man sich echt sparen. Später wird es dich in keiner Situation weiterbringen zu wissen wie viele Moleküle von X in der biochemischen Reaktion Y umgesetzt werden. Man sollte an solchen stellen wirklich, auch als Lehrpersonal, mal in der Realität ankommen und das Verständnis fördern, anstatt bis zum letzten Fitzel nur auswendig lernen zu lassen. Das vergisst man dann drei Tage nach der Prüfung eh wieder. Wenn du es doch mal brauchst, ein Mal in 30 Jahren, dann guckst du es eben nach. Mir fehlt es, dass die wirklich wichtigen Dinge vernünftig durchgenommen werden. D.h. die Inhalte, die man akut und oft brauchen kann und eben nicht mal eben googlen kann. Jeder der meint die Inhalte, zumindest in der Vorklinik, seien wirklich (zum Großteil) wichtig ist echt vor die Wand gelaufen.

      An dieser Stelle aber mein Rat an dich. Selbst wenn ich diese Einstellung habe, brich dein Studium nicht vorschnell ab. Du bist im ersten Semester. Das hat ja gerade erst begonnen. Es kann also auch sein, dass du einfach von der neuen Situation völlig erschlagen bist. Lass dir also Zeit und mach ein bisschen weiter, oder mach eine Auszeit und guck, was du vielleicht alternativ machen willst. Wenn du was findest und sicher bist, dann brich ab, wenn du willst. Aber nicht vorschnell. Denn wenn du dich exmatrikulierst, dann ist dein Studienplatz halt weg. Deswegen warte ich auch noch ab. Ganz in Ruhe, bis zum Sommersemester. Dann plane ich meinen Wechsel oder mache regulär weiter.

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  • Hallo ihr alle.
    Ich bin gerade auf diesen Artikel gestoßen und er passt wirklich sehr gut. Ich bin total zermürbt vom Studium (ihr habt alle Gründe genannt :sonnloses lernen, arrogante Profs, Druck,..). Ich habe allerdings vor Medizin schon etwas anderes studiert und für Medizin gewechselt. Wenn ich nun zurückwechsle fühle ich mich wie ein Versager. Denn „wer hört schon mit Medizin auf“. Hier ist wieder das Gesellschaftliche Bild, was mich leider beeinflusst. Ich hoffe ich finde meinen Weg noch.
    Dein Beitrag hat mir wirklich aus dem Herz gesprochen

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  • Ich kann alles, was du an negativen Aspekten über das Studium schilderst, nur dick unterstreichen. Du hast so ziemlich alles aufgezählt, was mich bis ins Unerträgliche nervt, v.a. die fehlenden freien Gestaltungsmöglichkeiten des Studiums, die extrem konservative und m.E. veraltete Form der Lehre. Ich bin mittlerweile auch so weit, dass ich wohl endgültig aufhören werde, auch wenn mir diese Entscheidung wirklich nicht leicht fällt, obwohl ich schon meinen Plan B zur Hand habe, den ich direkt nach dem Abi eigentlich auch schon hatte, jedoch habe ich mich damals nicht getraut, gleich diesen Weg zu gehen.
    Da ich mit Medizin extrem familiär vorbelastet sind, habe ich mich – auch wenn das sich für Außenstehende vollkommen dämlich anhören muss – irgendwie gezwungen zu sehen, auch diesen Weg einzuschlagen, obwohl ich an Naturwissenschaften und der Medizin immer nur mäßiges Interesse hatte. Interesse an medizinischen Themen war zwar da, aber viel mehr oberflächlich, so dass ich nach 3 Jahren wirklich einsehen muss, dass es mich mittlerweile kaum noch interessiert. Tatsächlich studiere ich mit Medizin so ziemlich genau an meinen Interessen und Neigungen vorbei und ich ärgere mich schwarz, dass ich damals dachte, das Medizinstudium wäre eine gute Idee. Meine Motivation dafür war vor allem extrinsischer Natur: sicherer Arbeitsplatz und gutes Gehalt als Arzt – insbesondere als Frau. Das hier ist ein weiterer familiärer Grund: wirklich keiner im engeren Kreis der Familie hat irgendwas mit Wirtschaft o.ä. studiert, ausnahmslos alle sind auf der (Zahn)Medizin + Pharmazieschiene, alle haben ein Staatsexamen, da wird natürlich auf die Bachelor und Masterstudiengänge herabgelächelt und es herrscht die gängige Meinung vor, dass man als Frau eh nicht so viel Auswahl hat, da man in der Wirtschaft viel schlechter bezahlt wird, Wirtschaft außerdem jeder studiert und man nach eventueller Geburt eines Kinders sowieso weg vom Fenster ist (diese Bedenken sind sicherlich nicht ganz unberechtigt, aber es kann doch irgendwie nicht sein, dass nur das Medizinstudium als Allheilmittel erstrebenswert ist).

    Im Gegensatz zu ein paar anderen Leuten, die hier kommentiert haben, bin ich leider schon recht weit im Studium, mittlerweile im 7. Semester, weshalb ich aktuell noch mit mir ringe, den Schritt des Abbruchs endgültig durchzuziehen. Eigentlich wollte ich nach dem Physikum schon die Reißleine ziehen, jedoch war meine mündliche Prüfung erst sehr spät, ich war anschließend komplett erschöpft und nachdem sehr viele Personen mir geraten haben, ich solle mir die ersten klinischen Semester doch noch ansehen, „du wirst sehen, es wird besser“, habe ich – teils auch aus Bequemlichkeit – weiterstudiert. Ich muss auch sagen, dieses „es wird besser“ kenne und höre ich so auch nur in Bezug auf das Medizinstudium. Diese Phrase wird gern verwendet, sobald bei jemanden Zweifel an diesem Studium aufkommen, insbesondere, wenn diese Zweifel sich früh äußern und nicht nur im Rahmen einer kleinen kritischen Phase in der Klausurenzeit. „Es wird besser“ nach dem Präpkurs, nach dem Physikum, nach Pharma etc… wenn man allerdings ernsthafte Zweifel hat, ob man den Arztberuf überhaupt noch ergreifen will und ob man dafür geeignet ist, wird nichts besser, so viel habe ich mittlerweile bemerkt. Mein Entschluss, nach diesem Semester aufzuhören, steht eigentlich endgültig fest; nichtsdestotrotz bin ich unglaublich verunsichert, da ich von den Meinungen, die mir als Gegenargument für einen Abbruch vorgehalten wurden, doch stark beeinflusst worden bin: Mit Medizin muss man nicht als Arzt arbeiten, man kann damit wirklich alles machen, denk an die Arbeitsplatzsicherheit und die Unabhängigkeit von der Wirtschaft – sieht man doch jetzt in Zeiten von Corona, die Ärzte haben ihren Job alle noch und der Verdienst ist wirklich gut usw..!.
    Da ich trotz all dieser Argumente jedoch seit nun fast 2 Jahren durchweg unglücklich bin und ich nicht mehr glaube, dass das noch besser wird, v.a. da meine Interessen wirklich woanders liegen, ist es wohl besser, aufzuhören. Natürlich ist das sehr schade um die investierte Zeit und der Bruch im Lebenslauf wurmt mich jetzt schon, da studientechnisch bis jetzt alles perfekt gelaufen ist.

    Antworten
    • Hey liebe Karina. Falls du das noch ließt würde ich mich super gerne mit dir austauschen. Ich bin in genau der selben Situation und man fühlt sich schnell so allein oder irrational so weit im Studium noch abzubrechen. Würde mich freuen von dir zu hören.

      Antworten
      • @Karina und @Elena Würde mich dem gerne anschließen und mich sehr darüber freuen von euch zu hören 🙂

        Antworten
      • Hallo Elena,
        Jetzt habe ich nach all der Zeit tatsächlich nochmal hier vorbeigeschaut und gesehen, dass jemand aud meinen Kommentar reagiert hat. Falls du hier auch noch lesen solltest, wäre es schön, wenn du hier schreiben könntest, dann könnten wir uns evtl weiter austauschen. Nur kurz zu mir: ich hab tatsächlich eine Pause eingelegt, d.h. zu dem anderen Studiengang gewechselt, den ich mir damals schon vorstellen konnte. Läuft auch alles gut soweit und liegt mir vom Stoff her mehr als Medizin, trotzdem hadere ich noch mit mir, ob das die richtige Entscheidung war, da ich mit Medizin schon recht weit war. Aber so weitergehen konnte es für mich damals nicht.

        Antworten
    • Hey Karina,

      ich befinde mich aktuell in genau derselben Situation. Die Diskussion ist zwar schon eine Weile her, aber ich würde mich dennoch freuen, mich mit dir auszutauschen und zu hören, wie es dir seither ergangen ist.

      Liebe Grüße,

      Emilia

      Antworten
      • Hi Emilia,

        deine Nachricht ist ja noch gar nicht so lange her, ich bin gerade auch in einer ähnlichen Situation, vielleicht können wir uns mal austauschen?

        Liebe Grüße
        Christina

        Antworten
  • Lisa Fahldieck
    14. Dezember 2020 08:50

    Hallo Micha,
    mir geht es ganz genauso. Ich bin noch nicht lange dabei, aber ich bin super unglücklich. Ich habe jeden Tag starke Kopfschmerzen und Bauchschmerzen und ich wünsche mir nichts anderes als nach Hause zu können.
    Medizin war immer mein Traum, dafür habe ich eigentlich mein Abi gemacht aber jetzt stelle ich fest, dass ich in meinem Leben mehr machen möchte als von morgens bis abends nur zu lernen und unter einem enormen Druck zu stehen…

    Ich weiß einfach nicht, was ich tun soll. Ich wäre so gerne in der Nähe meiner Freunde und meines Freundes und möchte ein schönes ruhiges Leben führen… Klingt bestimmt doof, dass ich das mit 19 sage, aber so ist es..

    Nur wüsste ich einfach nicht, was ich nach dem Abbruch machen sollte. Ich habe mich nie damit auseinandergesetzt. Ich dachte an Lehramt oder ein Jahr Pause, damit ich mich seelisch und gesundheitlich erholen kann.
    Hast du einen Rat?😞

    Antworten
    • Guten Tag!
      Erstmal kann ich deine Worte sehr gut nachvollziehen. Da ich dich nicht persönlich kenne, kann ich dir leider keinen richtig guten Rat geben. Versuch aber vielleicht die Dinge mit etwas Abstand zu betrachten und ein wenig objektiver. Ganz nüchtern betrachtet gibt es in Deutschland tausende Ausbildungsberufe und Studiengänge. Es gibt somit ein riesige Anzahl an möglichen Alternativen. Nicht nur Medizin ist abwechslungsreich, anspruchsvoll und gut bezahlt. Was macht dir denn alles Spaß und war Medizin wirklich deine Leidenschaft oder hast du es aufgrund deines guten Abis und der Meinungen deiner Familie/Freunde angefangen?

      Ich finde es einfach wichtig, nichts zu überstürzen. Leider bekommt man vermittelt, dass man mit 19 den absoluten Plan haben muss und was sicheres machen sollte. Wenn ich meinem 19 jährigen Ich einen Tipp geben würde, dann die Welt zu entdecken. Erstmal ein Jahr lang mich und die Welt zu entdecken. Diese Lebenserfahrung und die Dinge und Talente die du in dir entdecken wirst, kann dir kein Semester beibringen. Wichtig ist, dass man nicht verzagt und auch wichtige Entscheidungen nüchtern betrachtet.

      Ich wünsche dir viel Glück, Lebensfreude und Erfolg für dein weiteres Leben! 🙂

      Antworten
  • Mich erschrecken die Kommentare hier. In Deutschland scheint es anscheinend so zu sein, dass Medizin der Studiengang schlechthin ist. Ich habe mein erstes Studium in Amerika gemacht und hier haben nur sehr wenige über Medizin nachgedacht. Die meisten hatten ihre Passionen und haben dementsprechend das Fach studiert. Lasst euch doch nicht so von euren Eltern oder dem restlichen sozialen Umfeld/der Gesellschaft so dermassen beeinflussen. Meine Passion ist Medizin, ich will Ärztin werden und nichts anderes. Die Inhalte des Studiums interessieren mich. Komischerweise haben beide meiner Eltern gesagt, meine Mutter ist Ärztin, dass ich es nicht studieren soll, denn in meinem Umfeld legt man nicht wert darauf unbedingt Akademiker zu werden. Die meisten meiner studierten Familienmitglieder haben das gemacht, worauf sie Lust hatten und arbeiten teilweise jetzt auch in Amerika als Interior Designering oder Graphic Designerin, eine Cousine als Übersetzerin und Kanada und alle von denen haben sich ein Haus kaufen können. Meine Eltern haben mir gesagt, dass ich es wirklich nur studieren soll, wenn ich es wirklich will. Der Beruf ist ein Beruf wie jeder andere auch, mit Schattenseiten und positiven Seiten. Überlegt euch doch mal wirklich, ob ihr das seid und wollt. Keiner zwingt euch und je mehr ihr euch an die Gesellschaft anpasst, desto schwieriger wird es auch für andere sich solchen Vorurteilen entgegenzustellen und zu sagen „Ich mach das, was meinem Character und Persönlichkeit liegt und mit dem ich einigermassen gut Geld verdienen kann“.

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    • Outdoornomaden
      20. Januar 2021 09:58

      Hey:) Danke für deinen wirklich ausführlichen Kommentar. Uns ist ebenfalls während unserer Auslandsaufenthalte in Neuseeland, Australien etc. aufgefallen, dass nur in Deutschland so ein riesiger „Hype“ um den Arztberuf gemacht wird. Leider blicken viele junge Leute nicht über den Tellerrand hinaus und sind oftmals schlichtweg zu jung um eine reflektierte Entscheidung treffen zu können. Wenn man 17 oder 18 Jahre seines Lebens wohl behütet im Elternhaus verbracht hat und die eigenen Erfahrungen auf dieser Grundlage aufbauen, dann trifft man meist nicht die eigenen Entscheidungen, sondern fußt seine Entscheidungsgrundlage auf den Erfahrungen von anderen Menschen.

      Für viele wird es auch eine gute Grundlage sein und die Entscheidung wird super in ihr Leben passen. Für viele kann es jedoch toxisch sein und der Punkt, dass dann eigene Entscheidungen von Eltern belächelt oder schlichtweg nicht akzeptiert werden sorgt für noch größere Probleme. Schade, dass Eltern immer seltener ihre Kinder einen eigenen Weg gehen lassen. Man vergisst immer, dass ein andere Weg für eine andere Person perfekt sein kann, auch wenn man selbst diesen Weg nie beschreiten würde.

      Ganz liebe Grüße und danke für diesen Einblick!

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  • Medizin ist absolut nicht (mehr) mein Studium. Bin mittlerweile im 6. Semester und habe nur durch sehr schlechte Ratschläge wie „es wird besser“ weitergemacht, anstatt auf mein Bauchgefühl zu hören. Medizin ist nicht das göttliche Studium, das über allem steht. Es ist ein stink normales Studienfach wie jedes andere auch. Es ist nicht schwieriger als andere Fächer, die Schwierigkeit macht fast ausschließlich die unnötig hohe Stoffmenge aus, die man zum größten Teil nur auswendig lernt.

    Mittlerweile bereue ich sehr stark, dass ich nicht direkt nach 1-2 Semestern meinem Bauchgefühl gefolgt bin und gewechselt bzw. abgebrochen habe. Nachdem jetzt das dritte Lockdown-Online-Semester begonnen hat, überlege ich endlich den Schritt zu wagen, den ich aufgrund sinnloser Hinhalte-Ratschläge ewig nicht gewagt habe.

    Antworten
    • Hallo Felix,
      mein Name ist Angela.
      Ich bin gerade im 1. Semester des Medizinstudiums und aufgrund der im Artikel genannten Dinge sehr unglücklich damit. Ich überlege eigentlich schon seit Beginn des Studiums abzubrechen und meinem ursprünglichen Plan Chemie zu studieren zu folgen, habe aber Angst diesen Schritt zu wagen. Hast du dein Studium letztlich abgebrochen? Falls ja,
      dürfte ich fragen was du nun studierst oder machst und ob du mit dem Abbruch zufrieden bist?
      Ich bin langsam einfach nur noch verzweifelt und weiß nicht mehr weiter 🙁

      Antworten
  • Danke für diesen coolen Artikel!
    Ich fühle mich manchmal allein, weil meine Freunde alle super motiviert für das Studium sind. Deshalb freue ich mich, dass auch andere gibt, die nicht 100% sicher sind und offen darüber reden.
    Ich kann mich an vielen Kommentaren nur anschließen. Ich bin jetzt im 5. Semester und hatte vor kurzem mein Physikum und es war die schlechteste Zeit meines Lebens. Ich stelle jetzt meine Entscheidung in Frage. Und weiße nicht, ob ich zum Ende meines Lebens nur hasseln möchte. Mir ist es wirklich wert, Zeit für andere Sachen zu haben für Sport, Musik, Freunde und Familie. Ich habe wirklich Angst, mein Leben für die Arbeit abzugeben. Ich habe die Letzten Jahre immer wieder eine Depression gehabt und der Grund war nicht nur das Studium sondern auch andere Situationen. Ich bin jetzt 22 und überlege mir, ob ich wirklich für das Ende meines Lebens nur arbeiten will. Ich habe leider nicht die Sicherheit, die viele deutsche Studierende haben. Ich komme nicht aus Europa und der Grund, warum ich hier bin, ist das Studium. Ich habe wirklich Angst vor diesem Schritt und weiß nicht, was ich tun soll. Mein Familie ist auch überhaupt nicht unterstützend. Alle wollen, das ich weiter studiere und das „erstmal“ zu Ende mache.

    Antworten
  • Hi,
    Ich bin Assistenzärztin für Neurologie und von meinen bisherigen Arbeitsverhältnissen auch recht enttäuscht. Nicht die eigene Ausbildung steht im Vordergrund, sondern Profit am Fall und eine hohe Fallzahl. Man schrubbt Überstunden, hängt den ganzen Tag nur am PC, hat kaum mit Patienten zu tun, hat nie Zeit, muss eigentlich nicht wirklich das eigene Hirn verwenden. Ich langweile mich und bin zugleich unter ständigem zeitlichen Druck. Mittlerweile habe ich auch Lust, einfach hinzuschmeißen. Das Studium fand ich teilweise sehr interessant, das Auswendiggelerne aber einfach überflüssig und sinnentleert. Müsste echt reformiert werden. Da ich eher kreativ bin und kein Lerntyp, war ich auch oft genervt, überfordert und hatte kaum Zeit für Soziales. Im Job ist dafür erst recht keine Zeit mehr durch die Dienste und Überstunden. Studium und Beruf haben mich recht einsam gemacht.

    Antworten
  • Mein ersten Tag an der Uni gabs es ein Spiel, wir mussten in Gruppen antworten was wollen wir werden nach dem Medizinstudium? Nicht Patienten helfen, forschen oder was in der Art auf der spirituellen Ebene. Alle wollten Großverdienern sein. Das hat mich so schockiert :0 ich komme aus einen armes Land und für Ausländer sind mündliche Prüfungen .. schrecklich! Arzt oder viel schlimmer Pflegeschuler zu sein ist wirklich eine Zumutung, dort wird man mit einer respektlosigkeit behandelt. Das Gesundheitssystem ist wirklich gefühllos wo man eigentlich ein Herz für kranken und sterbenden haben sollte.
    Ich habe mach 3 Jahren mein Medizintudium abgebrochen.

    Antworten
  • Hi ihr alle,
    Ich habe mir gerade den Artikel und die ganzen Kommentare durchgelesen und wurde davon sehr berührt. Ich bin leider auch schon längere Zeit dabei (komme jetzt ins 5. Semester) und habe Angst die letzten zwei Jahre verschwendet zu haben, sollte ich jetzt abbrechen. Nüchtern betrachtet hatte ich allerdings jedes Semester mindestens einen Nervenzusammenbruch, so viel wie in den letzten zwei Jahren habe ich wahrscheinlich nicht mal als Baby geweint und selbst jetzt nach zwei Monaten Semesterferien habe ich keinerlei Motivation eigentlich interessanten Stoff gelehrt zu bekommen. Meine Kommiliton:innen sind auch alle sehr motiviert und wenn man Zweifel äußert wird es nicht so ganz für bare Münze genommen. Aber diese ganzen Zwänge im Studium und in der Medizinerwelt treiben mich in den Wahnsinn. Man muss quasi perfekt sein und alles nach dem ersten Mal hören wissen. Außerdem habe ich das Gefühl ich verblöde immer mehr im Studium: Stoff reinzwingen, Stoff rauskotzen aber selber denken ist völlig irrelevant.
    Vielen Dank für die Diskussion hier. Ich denke eure Punkte haben mir mein Bauchgefühl etwas klarer gemacht.
    LG

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    • Isabelle Godmann
      2. Oktober 2021 20:47

      Hey Mila,
      Ehrlich gesagt muss ich über all die Kommentare meistens ironisch lachen, weil es einfach zeigt wie bekloppt dieses System ist und es auch zeigt wie vielen es so ergeht. Es gibt auch andere Studiengange wo Leute zweifeln, aber meistens aufgrund des Faches. Bei Medizin denkt man zu wissen was man bekommt und ich denke dass die meisten die Vorstellung vom niedergelassenen Arzt weiterhin traumhaft finden ( ich übrigens auch). Die Leute zerbrechen an dem System im Studium und im Krankenhaus. Vielen kommt die Erkenntnis auch erst im Assistenzarzt, aber dann ist man so weit dass man das noch durchzieht und dann kann die Krankenhauswelt auch verlassen. Ich habe vorher in der medizinischen Industrie zum Thema klinische Studien gearbeitet und es haben sich haufenweise Mediziner beworben die nach 1 Jahr FA das Handtuch schmeißen. Hauptsächlich war es die work Life Balance und ein unangenehmes Arbeitsklima. Hat mich auch nicht abgeschreckt Medizin vor 4 Jahren anzufangen und nun sitze ich mit 32 Jahren im sinkenden Schiff und denke nur „ ruhig, ruhig, ruhig“ . In der Realität ist es aber bei mir „ Kotz, Kotz, Kotz“. Wie schön ist es auf einmal ein WE oder Gleitzeit zu haben? Flexibel zu sein? Ohne negativen Stress? Befreundete Assistenzärzte sehen ihre Partner teilweise 4,5 Tage am Stuck wegen des Schichtdienstes nicht. Bekloppt oder? Bei anderen verschiebt sich meines Erachtens auch die Realität. Die haben so viel „Sch..“ vorher gefressen, dass sie es auf einmal ganz toll finden nur von 2 der Kollegen vorgeführt zu werden oder auch mal ganze 2 Std geschlafen zu haben. Als „ Außenstehende“ kann ich das meistens gar nicht nachvollziehen.
      Ich persönlich finde es gut dass du auf deinen Körper hörst. Wenn man sich unwohl fühlt ist es ja vollig normal dass man hinterfragt warum das so ist. Leider habe ich auch die Erfahrung gemacht, dass es oft nicht nur eine kurze Phase ist sondern dass es sich halt durchzieht, da das System sich nicht ändert. Zu den Staatsexamen und Klausurphasen fühlt man sich elend. Das wird von allen als „ normal“ beschrieben weil sich jeder so fühlt. Wieso ist das normal?? Wieso ist es normal schlaflose Nächte zu haben? Ich verstehe es einfach nicht. Mit meiner „Oldie „ Lerngruppe furs Physikum saßen wir alle wie manisch depressive Leichen da. Auch da habe ich mich oft kaputt gelacht, weil ich es total irrsinnig finde wie erwachsene Menschen ( inklusive mir) auf einmal so sein können. Wenn mir jmd sagt „ lass doch morgen mal den Mount Everest hochgehen“ sag ich auch nicht „ na klar“, sondern „ können wir machen. Aber da muss ich erstmal ein paar Wochen trainieren“. Die Zeit bleibt aber in diesem Studium nicht. Genauso bekloppt finde ich es dass jeder Arzt seinen Patienten sagt: reduzieren Sie den Stress. Das ist ungesund. Und selber gibt man sich dem Stress pur hin.
      Jeder der das Studium beendet, findet ja auch seinen Weg. Es gibt viele Möglichkeiten. Aber die Vorstellung vom schönen Arzt Dasein wird einem genommen. Ich bin sowas von verärgert über dieses System und dem Gefühl was vermittelt wird „ je fertiger du dich machst, desto geiler bist du“, weil es eigentlich einer der schönsten Berufe sein sollte die es gibt.

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  • Ich konnte mich in diesem Artikel sehr wiederfinden, mit dem Unterschied, dass ich das Studium nur für meine Eltern angefangen habe und nie Interesse am Fach hatte. Das merke ich auch sehr stark, ich habe gar keine Motivation außer die Angst, beim Durchfallen durch Prüfungen keine richtigen Ferien zu haben.
    Dass man keine Zeit oder Energie für Sachen, in denen ich mich WIRKLICH gerne weiterbilden würde, hat, belastet mich auch enorm. Ich fühle mich, als würde ich Zeit verschwenden (+ auf diesen Gebieten „verdummen“) und mir selbst was vorgaukeln. Mir kommt die Lernweise auch sehr passiv vor (Unmengen an Stoff einfach in sich reindrücken, kaum etwas selbst produzieren). Dazu kommt noch das ständige Überfordertsein und die grobe und willkürliche Art, mit der man als Medizinstudent behandelt wird. Ich fühle mich nicht wie ein Mensch, sondern, als sei ich anderen Menschen ständig „ausgeliefert“, falls das Sinn macht. Ich wusste auch immer, was ich lieber studieren würde, habe mich nach dem Abi aber das einfach nicht getraut. Immer wenn ich meine motivierten Kommilitonen sehe, fühle ich mich sehr fehl am Platz.
    Nach einem zumindest auf Papier erfolgreichem Jahr (alle Klausuren beim Erstversuch sehr gut bestanden, auch wenn das Jahr mich psychisch zerstört hat), haben wir in den Semesterferien ein Praktikum beim Hausarzt gemacht (Modellstudiengang) und mir ist klar geworden: Ich möchte kein Arzt werden. Auf gar keinen Fall.
    Zum Glück ist nur ein Jahr bislang vergangen. Ist zwar schade, dass die bislang erbrachten Leistungen „umsonst“ sein werden, allerdings wird aus einem bei fehlender Motivation auch kein guter Arzt, selbst wenn man sich durch die Studienjahre durchkämpfen sollte! Und ich habe großen Respekt vor diesem Beruf, deswegen denke ich, sollte ich aussteigen, solange ich noch kann. Als ich mir nach dem Praktikum zum erstenmal „erlaubt“ habe, einen Abbruch/Wechsel ernsthaft in Erwägung zu ziehen, ist mir ein riesiger Stein vom Herzen gefallen und ich habe zum ersten Mal seit Studienbeginn wieder Optimismus im Hinblick auf meine Zukunft gespürt (seit Studienbeginn hab ich mich nämlich eher so gefühlt, als sei ich bereits „gestorben“, ich habe mich oft gefragt, womit ich das „verdient habe“ etc.).
    Die wenigen Leute, die wissen das ich Medizin studiere (habe es ungern Leuten erzählt) haben mich in dieser Entscheidung auch bekräftigt und konnten gar nicht nachvollziehen, wieso ich überhaupt angefangen habe, wenn es mir so geht. Ein Freund meinte sogar, er sei froh, dass ich es endlich „eingesehen habe“ und er hätte mich „geschlagen“, wäre ich wirklich Ärztin geworden 😀
    Allerdings kommen jetzt plötzlich Ängste auf, wie ich es meinen Eltern bzw. meinem Vater (meine Mutter steht völlig auf meiner Seite seit sie meine mentale Verfassung im Studium mitbekommen hat) beibringen soll. Ich habe das Gefühl, ich würde ihm dann schon fast sein Herz brechen. Er hat zwar mitbekommen, dass es mir sehr schlecht ging, es aber als „Gewöhnungsphase“ oder so abgetan (er meinte auch oft zu mir, keinem mache sein Studium Spaß, nach zwei Jahren würde ich mich eh dran gewöhnen, ich soll mich nicht so anstellen, ob ich stattdessen nur rumsitzen möchte etc.). Ich weiß, letztendlich ist es mein Leben, aber es fällt mir dennoch so schwer. Als ich angefangen habe, meinte er überglücklich zu mir: „Jetzt kann ich in Ruhe sterben, da ich weiß, du wirst eine sichere Zukunft haben“. Er hat mir auch überall so gut es ging in diesem Jahr beigestanden. Ich fühle mich irgendwie so, als würde ich ihn „verraten“. Es wird meine Entscheidung zwar (hoffentlich) nicht ändern und ich habe viel Unterstützung auf meiner Seite (meine Mutter sagt auch, er wird es verstehen und ich mache mir zuviele Gedanken), aber es tut trotzdem irgendwo weh und ich weiß gar nicht, wie ich so ein Gespräch beginnen soll..
    Artikel wie diesen finde ich sehr hilfreich und angenehm, denn es ist sehr bekräftigend, Leute, die das Studium selbst erlebt haben, seine eigene Perspektive teilen zu sehen!

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  • Hallo Nicole,
    du bist mit deiner Situation absolut nicht allein. Ich habe hier ja auch schon kommentiert und ich weiß nicht, ob es dich tröstet, aber meine Situation war 1 zu 1 exakt dieselbe, bis auf den Unterschied, dass ich im Regelstudiengang war und meine Mutter den Druck auf mich ausgeübt hat, nicht so sehr mein Vater. Auch von meiner Mutter durfte ich mir lange anhören, das ein Studium nicht Spaß zu machen habe, sondern ernst ist, ob ich stattdessen lieber „tralala“ durch die Uni spazieren möchte (ich bin jetzt noch sauer, während ich das schreibe, da mich dies damals sehr verletzt hat, schließlich ist mir ein Studium und Bildung allgemein sehr ernst, aber das Medizinstudium hat mir nicht nur nicht gefallen, sondern mich psychisch fertig gemacht, sodass ich letztendlich in eine leichte bis mittlere Depression gerutscht bin). Meine Mutter konnte absolut nicht verstehen, wie ich ein Studium mit so guten beruflichen Perspektiven und so gutem Verdienst nicht mögen könne. Ich habe letztendlich doch abgebrochen, leider sehr spät (nach 8 Regelsemestern) und etwas angefangen, das mich wirklich interessiert. Wirklich gut geht es mir leider trotzdem noch nicht, da für mich insgesamt 4 Jahre Lebensqualität unwiederbringlich verloren gegangen sind, ich noch nicht sicher weiß, ob mein jetziges Studium wirklich das richtige ist und ich vor Kurzem 23 geworden bin und sehe, wie andere Leute, die mit mir Abitur gemacht haben und auf Bachelor und Master studiert haben, langsam fertig werden und ich bei Null stehe, weswegen ich noch immer zweifle, ob ich nicht doch noch mal die Zähne zusammenbeißen und einfach fertig machen soll und das, obwohl ich mir den klassischen Arztberuf für mich absolut nicht mehr vorstellen kann.

    Was ich also sagen möchte: Wenn du dir sicher bist, dass du abbrechen möchtest, dann warte nicht so lange wie ich. Ich habe durch das ewige „Es wird besser“, die Jobaussichten sind toll, das Gehalt ist gut, alles andere ist nix etc viel zu lange gewartet und insgesamt 4 Jahre ohne jemals durchzufallen studiert, obwohl ich bereits ab dem 3. Semester nicht mehr wollte. Setze dich mit deinen Eltern zusammen, erkläre Ihnen sachlich, warum dieses Studium und, was viel wichtiger ist, dieser Beruf nicht zu dir passt und dass du diejenige bist, die mit den Konsequenzen einer Entscheidung für oder gegen das Medizinstudium zu leben hat und nicht sie. Ich wünsche dir alles Gute und hoffe sehr, dass dein Vater verständnisvoller reagiert, als meine Mutter es getan hat.

    Antworten
  • Hallo Ihr Mutigen,

    ich lese mit Begeisterung Eure Erfahrungsberichte und Lebenswege und danke Euch dafür. Ich selbst konnte mein Medizinstudium nicht erfolgreich beenden und suche nun nach Alternativen. Habe das 2.Stex nicht geschafft und brauche Eure Unterstützung. Auch wenn ich wahnsinnig gern den Arztberuf ausgeübt hätte, entdecke ich mich immernoch dabei, diesen Beruf zu idealisieren. In vielen Punkten behaltet Ihr recht und nach Eurem Wachrütteln fühle ich mich doch etwas erlöst. Bitte schreibt mir, für welche Richtungen Ihr Euch entschieden habt bzw. welche realistischen Berufe Euch mit Eurem medizinischem Hintergrundwissen angesprochen haben. Gibt es evtl. sogar die Möglichkeit, eine weitere Ausbildung zu umgehen oder sich Äquivalenzbescheinigungen für diverse Berufe anrechnen zu lassen?
    Ich danke Euch von Herzen und wünsche Euch alles Gute.

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  • Danke für all eure Kommentare! Haben mir grad auf jeden Fall viel Kraft gegeben und die Gewissheit, dass ich in meiner „komischen“ Situation nicht allein bin.
    Gehöre mit 28 im gerade 1. Semester auch zur „Oldie-Fraktion“ und habe dabei einen eher unüblichen Weg zum Medizinstudium gewählt. Hatte immer mal wieder an verschiedenen Punkten in meinem Leben den Gedanken an das Medizinstudium, habe ihn aber immer wieder recht schnell verworfen, da ich mir den Stress des Studiums und auch mich im Beruf als Arzt nicht wirklich vorstellen konnte. Nun habe ich einen abgeschlossenen Master in einem komplett anderen Fach, der mich aber auch nie wirklich glücklich gemacht hat. Den habe ich tatsächlich erst dieses Jahr beendet (Masterarbeit in der Orientierungswoche fertiggeschrieben und abgegeben).
    Anfang dieses Jahres war ich an einem Punkt, an dem ich mein Leben und meine Zukunft stark hinterfragt habe. Damals bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass durch eine fehlende Perspektive bezügliche eines Berufes, den ich wirklich machen möchte, etwas ändern möchte. Und da setzte sich der Gedanke an das Medizinstudium fest und wuchs immer mehr. Ich kann im Nachhinein nicht mehr wirklich nachvollziehen, wie dieser Gedanke so groß wurde, dass er für mich wie die „goldene Zukunft“ wirkte – ich glaube eine Mischung aus stets genug Kohle zu haben, im Freundes- und Familienkreis „angesehen“ zu sein und einen Job zu haben, in dem ich etwas gutes und sinnvolles tue. Und so habe ich es versucht und tatsächlich einen Platz über das Zweitstudium bekommen.
    Bis das Studium jetzt Mitte Oktober losging, war ich auch sehr überzeugt von meiner Entscheidung und stand dahinter. Kaum ging es aber los begannen bereits die ersten Zweifel über das, was ich hier eigentlich mache und in was für eine bescheuerte Situation ich mich da manövriert habe. Seitdem wird es gefühlt von Tag zu Tag immer schlimmer und ich kann diese Emotionen und Gefühle nicht wirklich einordnen. Ob sie hauptsächlich an der neuen Situation bezüglich neuer Stadt, neuer Studienorga und dem ganzen Lernstress liegen – also an dezenter Überforderung und dem Gefühl alleine zu sein. Ich sag mir täglich als Mantra, dass ich erstmal reinkommen muss und es jetzt im ersten Semester eh viel zu früh ist, solche Entscheidungen zu treffen. Und natürlich auch das ständige „das erste Semester ist das schlimmste, Danach wird alles besser“. Gleichzeitig frag ich mich aber auch, wann denn dann der richtige Zeitpunkt ist, mir einzugestehen, dass es ein Fehler war. Ich bekomme es grade auch einfach nicht hin, mich von diesen Gedanken zu lösen, wodurch es mir auch massiv schwer fällt, mich überhaupt drauf einzulassen, da ich hauptsächlich dran denke, was für eine Last mir von den Schultern fällt, wenn ich dann abbreche (ob sofort, im 2, oder im 3. Semester)..
    Und in dem Zusammenhang kommen natürlich auch die Gedanken daran, wie ich das meinem gesamten Umfeld erkläre, dem ich ja eigentlich grade erst erklärt habe, warum ich dieses Studium jetzt anfange 😀
    Vielleicht habt ihr ja Tipps, wie ihr es zumindest geschafft habt, euch zumindest erstmal drauf einzulassen? Denn natürlich hab ich auch die Sorge, eine vorschnelle Entscheidung zu treffen.

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    • Ganz einfach, indem du 3-4 Monate Famulatur in einem klinischen Fach machst. Bin ebenfalls Oldie und hab mit 27 das Studium begonnen. Ich hab leider viel zu spät die Reissleine gezogen und es leider durchgezogen. Ich hab nach einem Jahr als Assistenzarzt die Diagnose Bluthochdruck aufgrund des kontinuierlichen Stress den ich ausgesetzt bin und das mit gerade mal 33 Jahren und vor meinem Job war ich ein völlig ausgeglichener gesunder Mensch. Nach einem Jahr als Arzt hat meine Freundin mit mir Schluss gemacht, da ich eine 60h Woche habe, Weihnachten und Silvester habe ich in der Klinik verbracht anstatt mit meiner Famiie und über das bescheidene Gehalt brauch ich gar nicht erst anfangen zu reden.

      Wenn du meine ganz ehrliche Meinung hören willst, schau dass du einen lockeren Bürojob findest und verschwende bitte nicht 6 Jahre deines Lebens um dann mindestens noch 5-6 Jahre als Sklave im Krankenhaus zu buckeln. Deine Gesundheit ist wichtiger als Prestige, Geld usw.

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      • Hallo Max und Max,
        ich war in derselben Situation wie Ihr beide. Ich habe relativ spät auch mit 26 Jahren mein Studium begonnen. Davor habe ich eine Ausbildung im medizinischen Bereich gemacht und indem Job mehrere Jahre gearbeitet. Ich habe gemerkt das der Job auf Dauer mich langweilt und wollte mich gerne weiterentwickeln und so kam ich zu diesem Studium.
        Ich hatte mich im Wintersemester 2020 für ein Studium im Ausland auf Deutsch beworben. Für den deutschen Studiengang in Humanmedizin bekam ich eine Absage, aber für den englischsprachigen eine Zusage. Diese habe ich angenommen und leider hat sich dies als großer Fehler herausgestellt. Der Stundenplan war voll mit Pflichtveranstaltungen und wöchentlichen Tests. Die Tests musste man bestehen um am Semesterende an der Abschlussklausur teilzunehmen. Ich habe gemerkt das viele ausländische Studenten sehr gut englisch können und habe mich mit einer darüber unterhalten. Sie erzählte mir, dass sie seit einem Jahr dort lebt und an verschiedenen Kursen in Englisch, Chemie, Physik, Biologie… teilnehmen musste und anschließend in den Fächern eine Abschlussprüfung absolviert hat. Erst dann konnte sie sich an der Uni bewerben und musste dann noch zusätzlich einen Aufnahmetest bestehen. Daraufhin war mir dann klar warum alle Kommilitonen mit ihrem Wissen so weit voraus waren und ich hinterherhinke.
        Ich habe daraufhin versucht in den deutschsprachigen Studiengang zu wechseln, aber leider wurde uns das trotz freien Plätzen verwehrt. Ich habe mich einfach wie in einem sinkenden Schiff gefühlt und bin zurück nach Deutschland gegangen.
        Ein halbes Jahr später habe ich eine Zusage für ein Studienplatz in der Zahnmedizin bekommen. Ich habe diese angenommen und einen Neustart in Deutschland versucht.
        Jedoch habe ich schon im 1. Semester gemerkt, dass das praktische Arbeiten mir keine Freunde bereitet und hinzu kam der Lernstress. Ich habe meinem Körper kaum Pausen gegönnt und habe von morgens bis abends gearbeitet. Das hat sich dann durch Schlafstörungen, gereizte Stimmung, Kopfschmerzen und Magenschmerzen bemerkbar gemacht. Ich habe versucht das Stresspensum zu reduzieren, das ist jedoch in diesem Studium kaum möglich.
        In den praktischen Kursen war ein Zeitdruck und man musste gewisse Schritte in einer gewissen Zeit abgearbeitet haben, sonst fällt man durch den Kurs. Der Kurs konnte meistens auch nur einmal wiederholt werden. Beim Vorzeigen der Kursarbeiten an die Assistenzärzte herrschte leider auch ein Mangel an Empathie und Hilfsbereitschaft gegenüber den Studenten. Die Arbeit wurde ohne Kommentar und mit gelangweilter Miene abgelehnt. Auf Nachfragen, kam meistens auch keine sinnvollen Antworten bzw. ich habe dafür keine Zeit hinter Ihnen stehen noch andere Studenten. Ich habe auch aus eigener Erfahrung den Unmut von Ihnen zu spüren bekommen. Ich zeigte meine Arbeit vor und wollte evtl. Verbesserungsvorschläge haben und wurde daraufhin vor den ganzen Studenten angeschrien und bloßgestellt. In dieser Situation war ich schockiert und ich konnte an dem Gesichtsausdruck meiner Kommilitonen erkennen, dass diese ebenfalls schockiert waren. Laut diesem Assistenzarzt sollte ich immer meine Arbeiten ihm vorzeigen. Ich habe diesen Assistenzarzt daraufhin gemieden und jemand anderen meine Arbeiten gezeigt. Das hat jedoch dem anderen Assistenzarzt gestört und ich hatte das Gefühl das ich von nun an auf seiner Abschussliste stand und er Spaß hatte mir irgendwelche unnötigen Sprüche an den Kopf zu hauen.
        In diesen praktischen Kursen gab es im 1. Semester zwar auch Tutoren, aber viele davon hatten einfach keine Lust einem zu helfen oder wollten lieber Pause machen. Ich habe einen sogar direkt um Hilfe gebeten und er meinte zu mir nur so:,, Es ist nicht mein Problem wenn du mit deinen Arbeiten nicht fertig wirst.“ Vielen Dank für Nichts. Außerdem mussten wir uns von den Tutoren anhören das früher mindestens eine Person nach Kursende heulend die Zahnklinik verlassen hätte und das heute doch alles viel besser ist. Die Uni hat daraufhin versucht das Klima angenehmer zu gestallten. Aus eigener Erfahrung muss ich sagen, dass es heute zwar nicht so oft wie früher vorkommt, aber es gehört immer noch zum Alltag. Ein paar machen darüber Witze wie sie angeschrien werden und meinen es macht Ihnen nichts aus. Ich finde diese Zustände einfach nur schockierend.
        In den anderen Kursen sieht es nicht besser aus in Chemie und im Präpkurs war das auch Gang zu Gäbe.
        Es wird von Seiten der Profs immer kommuniziert, dass man nicht alles wissen kann bzw. gerade in der heutigen Stunde dabei ist es zu lernen. Als Student hat man an sich selber eine sehr hohe Erwartung allem gerecht zu werden und man gibt einfach sein bestes trotz Schlafmangel und sonstiger Beschwerden. Stellt der Prof aber genau zu einem Thema was man nicht weiß eine Frage wird man wieder vor allen Leuten angeschrien. Man macht sich selber immer weiter Stress und redet sich ein nicht gut genug zu sein, obwohl Fehler zu machen oder etwas in einer Ausbildungsphase nicht zu wissen das Normalste der Welt ist.
        Kurzum der dauerhafte Stress entwickelte sich anfangs in Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Unkonzentriertheit, Stimmungsschwankungen und Magenschmerzen. Ich habe mir selber und von außen einreden lassen, dass ich diese zweite Chance nutzen sollte und einfach weitermachen solle (irgendwann wird es schon alles besser oder Lehrjahre sind keine Herrenjahre). Dagegen habe ich auch Medikamente genommen um weiter zu funktionieren bis mein Körper rebellierte. Das äußerte sich in Panikattacken und Angstzuständen. Es ging von einem auf den anderen Tag einfach nichts mehr. Ich konnte mich kaum noch selber versorgen und habe daraufhin die Reißleine gezogen. Anschließend bin ich in eine psychologische Behandlung gegangen und mir geht es heute viel besser als damals.
        Dieser ganze Weg hat, aber seine Spuren an meiner Psyche hinterlassen und ich kann Max nur rechtgeben, achtet bitte auf Euch selber. Wenn Ihr merkt es ist nicht das Richtige, überlegt für Euch genau was stört Euch gerade oder macht eine Pro-/Kontraliste und bitte lasst Euch von anderen nichts einreden. Es ist Dein Leben, Deine Gesundheit und Du weißt was am besten Dich Glücklich macht.
        Ich habe einerseits meine Erfahrungen gemacht und weiß jetzt, dass es für mich nicht das Richtige ist. Dieser ganze Prozess hat natürlich einen hohen Preis gefordert, aber ich kann von mir selbst sagen, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe und ich gehe jetzt beruflich in eine andere Richtung. Ich möchte keine 60h Woche, mehrere 24h Dienste oder aufgrund von Personalmangel 14 Tage am Stück durcharbeiten. Das Leben besteht nicht nur aus Arbeit, sondern auch aus Freunden, Familie und Hobbies. Es ist sehr wichtig sich einen Ausgleich vom Alltagsstress zu schaffen, um seine eigene Batterie wieder aufzuladen.
        Ich wünsche Dir alles Gute und hoffe ich konnte jemanden mit diesem Einblick weiterhelfen.

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      • Hi,
        much würde interessieren wie es euch jetzt si geht und was ihr macht? Ich bin auch bereits 25 und überlege gerade am Ende meines Masters in Mddizintechnik nochmal Medizin anzufangen weil mich das Fach sehr interessiert und ich schon immer viel mehr an der Medizinischen Seite als Technischen Interessiert war. Allerdings habe ich much damals nach dem Abi beeinflussen lassen ein Technisches Fach anzufangen. Ich konnte den Gedanken an Medizin jedoch nie so wirklich loslassen… Wie genau kann man denn als nicht student eine Famulatur im Krankenhaus machen? Vielen Dank für Eure Antwort 🙂

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        • Hey,
          mir geht es ein Jahr nach meinem Abbruch des Zahnmedizinstudiums sehr gut.
          Ich studiere momentan Gesundheitsmanagement. Das Studium ist ein Mix aus BWL, Medizin und Prävention. Nachdem Studium hast du viele Möglichkeiten z.B. Controlling, betriebliches Gesundheitsmanagement, Präventionsberatung, Pressearbeit … Arbeitgeber sind z.B. Krankenhäuser, Pflegeheime, Arztpraxen, Krankenkassen, Politik, Industrie, Hochschule/ Unis, …
          Wir lernen viel über die Erhaltung der Gesundheit und mögliche Risikofaktoren, welche der Gesundheit schaden wie z.B. Stress. Ich merke immer mehr, wie mein früheres Studium nicht gerade förderlich für die mentale und körperliche Gesundheit war. Der Schlafmangel, Lernstress, soziale Ungleichheit im Studium (Bewertung nach Sympathie), wenig soziale Kontakte, Mangelernährung (viele Fertigprodukte wegen Zeitmangel), Bewegungsmangel und kein mentaler Ausgleich. All diese Punkte können bspw. zu Übergewicht, Depressionen, Nährstoffmangel (Vitamine, etc.) und steigern zudem die Erkrankung an Herz-& Kreislaufsystem.
          In meinem aktuellen Studiengang investiere ich wie in anderen Studiengängen auch viel Zeit in mein Selbststudium. Im Gegensatz zum Zahnmedizinstudium habe ich jetzt eine work-life-balance und ich kann mir erlauben auch einmal krank zu sein. Außerdem ist der Umgang der Studenten an meiner Hochschule ein Ganz anderer wie an der Uni damals. Wir Studies werden nicht nur als Matrikelnummer wahrgenommen, sondern als Menschen. Unsere Meinungen und Anregungen für Verbesserungen werden wertgeschätzt und umgesetzt. Ich als Student darf Kritik öffentlich üben oder auch über gewisse Themen mit den Dozenten diskutieren. Es ist nicht verboten Fragen während der Vorlesung zustellen und man wird nicht von den anderen Studies oder den Dozenten für seine Frage ausgelacht oder dumm angemacht. Außerdem werde ich als Student nicht angeschrienen, öffentlich bloßgestellt oder schikaniert.
          Zu der Frage, ob du dich fürs Medizinstudium bewerben sollst. Die Frage kann ich Dir nicht beantworten, dass musst Du für Dich selbst entscheiden.
          Ich selbst habe mich auch schon gefragt, was wäre, wenn ich nie eine Zulassung erhalten hätte? Ich wäre wahrscheinlich weiter diesem Traum hinterhergelaufen und hätte mich weiter beworben, aber ich habe gemerkt je älter ich wurde, desto mehr wurde mir im Leben klar, was ich möchte und was ich nicht möchte. Aus meiner Sicht kann ich sagen ich möchte nicht 60h pro Woche arbeiten, 14 Tage oder 20 Tage am Stück und ich möchte auch keine Nachtdienste mehr in meinem Leben machen. Ich möchte einen Job haben, der mich gesund bis 60 oder länger durchhalten lässt. Außerdem will ich nicht mehr so viele Überstunden wie damals im Schichtdienst machen. Es gibt Kollegen im Krankenhaus die hatten 120h, 200h, 300h oder mehr Überstunden und es interessiert keinen, der Laden muss schließlich laufen.
          Natürlich stimme ich den anderen hier zu, dass sich wahrscheinlich in der Medizin etwas ändern wird bzw. muss, aber wann das ist, das weiß keiner.
          Zur Frage wegen der Famulatur. Im Krankenhaus werden immer Leute gesucht, vor allem in den Sommerferien bzw. generell in den Schulferien. Ich würde wegen einem Praktikum ein Krankenhaus in der Nähe einfach einmal anschreiben. Ich würde dir auch raten das Praktikum mehrere Wochen oder Monate am Stück zu absolvieren, da bekommst du am besten einen Einblick und evtl. kannst du mehrere Stationen besuchen (Notaufnahme, Normalstation, Kinderstation, Intensivstation, Onkologie, Chirurgie/Unfallchirurgie, OP, Labor). Außerdem arbeitest du dann wahrscheinlich auch 10-12 Tage am Stück und vielleicht darfst du auch einmal einen Nachtdienst ausprobieren. Die Punkte würden Dir wahrscheinlich einen guten Einblick ins Krankenhaus geben und können Dir bei Deiner Entscheidung evtl. helfen.
          Viele Grüße und alles Gute
          Jessica 😊

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  • Hallo zusammen,

    ich bin so froh, auf diesen Blog gestoßen zu sein und sehe mich in vielen Beiträgen wieder. Es ist schön zu wissen, dass man nicht alleine in der Situation ist.
    Ich selber habe 7 Semester lang Medizin studiert (bzw. bin gerade noch immatrikuliert), dazu noch eine Ausbildung und ein FSJ im medizinischen Bereich gemacht, Es ist also viel Zeit ins Land gegangen und ich habe sehr viel Kraft, Nerven und Zeit investiert, die mir niemand wiedergegeben wird. Demnach fällt mir die endgültige Entscheidung wirklich schwer.
    Wenn ich ehrlich bin, hat sich das Medizinstudium eigentlich von Beginn an nicht richtig angefühlt. Ich hatte schon vor dem Studium Bedenken, ob ich das schaffe und ob ich wirklich mein Leben der Arbeit opfern möchte. Mir ging es von Sekunde 1 an schlecht- Gewichtsverlust, Schlaflosigkeit, Verlust an Lebensfreude. Ich habe mir zunächst psychologische Hilfe bei einer caritativen Einrichtung geholt zum Thema Stressreduktion (kann ich sehr empfehlen!) und habe beschlossen, mir mehr Zeit für das Studium zu nehmen, also nicht in Regelstudienzeit zu studieren. Das alles hat zwar kurzfristig geholfen, langfristig kamen die negativen Gedanken, die Verzweiflung und das Gefühl, nur das Resultat seiner Umstände zu sein in einem System voller Zwänge und Perfektionismus, jedoch zurück. Ich habe mich immer weiter gequält, auch wenn die Motivation echt am Ende war, weil es ja immer heißt, dass alles besser wird, ich ja bereits immer mehr Zeit investiert hatte und mein Traum vom niedergelassenen Arzt mit eigener Praxis weiterhin besteht. Vielleicht war es auch die Corona-Pandemie und dass ich den Anschluss an meine ursprünglichen Kommilitonen verloren habe, die mir schließlich den Rest gaben: ich bin letzten Sommer immer wieder morgens aufgewacht und habe mich gewundert, dass ich noch am Leben bin, dass mein Herz noch schlägt und ich atme. Das war für mich der letzte Warnschuss, dass ich so nicht weitermachen möchte. Auch ein Medizinstudium ist nur ein Studium, es hängt nicht das Leben davon ab!!
    Ich kann nur jedem dazu raten, auf seinen Körper und seine Psyche zu hören und eben nicht auf dieses „Alles-wird-besser-Gelaber“ zu hören, so banal das jetzt auch klingt. Hätte ich das eher getan, hätte ich mir viel erspart. Es ist nie zu spät und man hat vor allem mit Mitte/ Ende 20 immer noch locker genug Zeit und Kraft, etwas anderes zu studieren, eine Ausbildung oder was auch immer zu machen. Der Fokus sollte wirklich auf einem selber liegen, unabhängig vom Ansehen der Gesellschaft, wo Freunde in dem Alter schon stehen, was die Familie über einen Abbruch denkt etc. Es ist schließlich das eigene Leben und man sollte es sich selbst wert sein, daraus das Beste zu machen.

    Es war entsprechend unglaublich befreiend, mich letztes Semester für einen anderen Studiengang einzuschreiben, der mir mehr liegt, mir Spaß macht und mit dem ich mehr Zeit für die Dinge habe, die mir wichtig sind. Im Gegensatz zum Medizinstudium ist der Umgang mit Studierenden sehr wertschätzend, der Lernstoff absolut machbar und es wird viel Wert auf moderne Methoden gelegt, Alles in allem fühlt sich das viel besser an, trotzdem habe ich Angst davor, dass auch das nicht das richtige ist und ich den Abbruch des Medizinstudiums bereuen könnte. Ich bin auch trotz allem echt traurig über den Abbruch des Medizinstudiums. Ich denke aber, dass ich diesen Schritt nun endgültig gehen werde,

    Wenn ich meinem 17-Jährigen Ich noch mal einen Ratschlag geben könnte, wäre es, dass man sich nicht zu früh an einer Sache festbeißen sollte..

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  • Hallo liebe Leute …. ich bin nun 52 Jahre alt und mein Medizinstudium habe ich damals vor Ewigkeiten auch sehr spät Ende 4.Semester vor dem Klinikum nach sehr langem und schmerzhaftem Hadern letztendlich abgebrochen …. ich hatte dafür mehrere Gründe: ich musste mich leider gerade in den Jahren endlich aus einer sehr engen Mutterbeziehung befreien (ich war 24); ich musste und wollte mich selbst finden; ich war „zu kreativ“ und das Studium hat mich in dieser Hinsicht stark unterfordert … jede positiv abgelegte Prüfung hat mich damals eigentlich immer depressiver gemacht …
    Wir waren damals von der ehemaligen CSSR in den Westen ausgewandert, aus dem System, wo es eigentlich wenig Kreatives gab; man hat entweder Medizin oder Lehramt oder Recht studiert, wenn ich es kurz zusammenfasse. Man musste eine schwere Aufnahmsprüfung schaffen, eventuell auch noch Kontakte haben, damit man ein Studienplatz bekommt – und wer es geschafft hat, der studierte es dann auch FERTIG, da gabs keine Studiumsabbrüche, das hat sich niemand erlaubt. So war die Einstellung dort. Im Westen mit 17 Jahren angekommen, 3 Jahre gearbeitet, dann schnell in 2 Jahren Matura nachgeholt und los gehts zum studieren … Medizin war mir schon in CSSR vorbestimmt … doch im Westen hatte ich große Augen bekommen: ich könnte doch auch vielleicht Politik, Philosophie, Psychologie, Sprachen, Meteorologie oder sogar Kunst studieren ….??? Und das alles sogar ohne Aufnahmsprüfung (damals im Jahr 2001)? …. Nach Studiumsabbruch der Medizin kam aber die grosse Verwirrung bei mir – ich wusste echt nicht was stattdessen machen …. ich konnte mich nicht entscheiden …. ich hatte die große Wahlfreiheit und konnte mich nicht entscheiden …. und das hat Jahre so gedauert …. dazwischen muss man sich natürlich auch erhalten, also einfach arbeiten … ich habe dann an sich viele meiner Erwartungen zurückgeschraubt … neben Jobs viele Kurse und kleine Lehrgänge absolviert und nie wieder studiert …. JETZT mit 52 schaue ich zurück und sehe viele Scherben …. dann finde ich meinen damaligen Studiumskollegen im Internet und sehe, dass er Arzt und Psychiater ist … und mich packt der Neid …. WAS ICH MIT DEM GANZEN SAGEN WILL: ich denke nicht, dass ich damals anders entscheiden konnte …. es war so passiert …. Vergangenheit kann ich nicht ändern … ABER vielleicht kann sich jemand von Euch etwas daraus nehmen?: Wenn Ihr nicht sehr stabil und selbstbewusst und klar seid, dann würde ich durchhalten … Wenn Ihr aber ganz genau wisst was Ihr stattdessen machen wollt – also ganz konkret – dann macht es auf jedenfall …. aber macht etwas ! Denn später, ist die Zeit für einen akademischen Weg eher abgelaufen … und Ihr werdet bequem, nicht mehr so leistungsfähig, nicht mehr so lernfähig sein … das kommt mit Sicherheit so …. alles Liebe, Ingrid

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    • Hallo zuammen, mein Name ist Julia, ich bin gelernte Gesundheits und Krankenpflegerin und habe die Ausbildung damals absolviert, zur Überbrückung meiner Wartezeit für das Medizinstudium. Ich bin dann nach über 7 Jahre Wartezeit 2017 in Heidelberg in das Studium rein gekommen. Viele Einflüsse haben damals auf mich eingewirkt, sodass ich leider damals die Entscheidung getroffen habe, mich zu exmatrikulieren nach 2 Semestern.
      Jetzt bin ich seit einigen Jahren wieder in der Pflege tätig und merke jeden Tag, dass es nicht mein Beruf ist, den ich bis zu meiner Rente ausüben möchte. Ich bereue es sehr, mein Studium aufgegeben zu haben.
      Die einzige Möglichkeit für mich ist jetzt nochmal eine Fachweiterbildung von 2 Jahren zu absolvieren und mich dann als qualifizierte Berufstätige nochmals zu bewerben.

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      • Guten Tag. Danke erstmal für deinen Kommentar. Das ist natürlich eine besondere Situation. Wäre ich im Gesundheitswesen geblieben hätte ich persönlich definitiv zu Ende studiert, da man als Notfallsanitäter, Krankenpfleger etc. noch mehr der ganzen Hierarchie ausgeliefert ist und kaum Entwicklungsmöglichkeiten hat. Als Arzt oder Ärztin kann man sich sehr gut selbstständig machen, hat ein einigermaßen gutes Gehalt und kann auch extrem gut eigenverantwortlich arbeiten. Also aus dieser Perspektive kann ich das schon verstehen, dass du das eventuell bereust. Ich persönlich habe aber dem gesamten Gesundheitswesen den Rücken zugekehrt und bin immernoch so glücklich die Entscheidung getroffen zu haben. Ganz liebe Grüße

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  • Guten Abend Micha, vielen Dank für deine Antwort und dein Verständnis für meine Situation. Ich habe mich über die Landarztquote vor einem halben Jahr beworben und bin jetzt eingeladen worden zu den Interviews.
    Man verpflichtet sich sehr lange, ist dann erstmal gebunden an den KV Sitz aber ich werde diese Chance nochmal annehmen, wenn sie mir geboten wird.
    Darf ich dich fragen was du jetzt beruflich machst?
    Es ist schon zu hören, dass du das Richtige jetzt für dich gefunden hast und mit deiner Entscheidung glücklich bist! Beste Grüße

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  • Hey,
    ich bin Nora und bin 24 Jahre alt.
    Ich habe vorher eine Ausbildung zur Notfallsanitäterin gemacht und dann 2 Jahre bei der Berliner Feuerwehr gearbeitet. Jetzt studiere ich Medizin und arbeite gleichzeitig noch in der Notaufnahme.
    Es hat relativ schnell am Anfang des Studium angefangen, dass ich überfordert war und keinen Ausgleich gefunden habe… jetzt bin ich erst im 2. Semester und merke, dass es sich so leider weiterzieht. Der Druck den man hat und das wirkliche Leben, dass man hinten anstellen muss…
    Mein Bauchgefühl sagt mir, dass ich es lassen soll, da ich auch ein Psychosomatischer Mensch bin und dieses Studium mir generell auf die Psyche schläft. Allerdings bin ich auch sehr gut in dem was ich mache und das Fach macht mir Spaß… dazu kommt, dass ich nicht weiß, was ich sonst machen soll, da ich mein Leben lang dachte: Medizin wäre das eine für mich. Ich würde mich über Tipps freuen.
    🙂

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  • Lena Berghaus
    18. Juni 2022 11:07

    Hallo lieber Micha,

    Ich bin gerade im ersten Semester und habe in der letzten Zeit gemerkt, dass mich das Studium schon jetzt kaputt macht . Ich habe Angst am Ende des Studiums komplett ausgelaugt zu sein und bin schon jetzt unzufrieden mich mit dem Gedanken anzufreunden dass das Studium noch schwerer wird und ich jetzt schon so Probleme damit habe . Dein Artikel hat mich noch einmal bestärkt in meinen Gedanken die ich momentan habe , die meine Eltern aber Gott sei Dank auch komplett nachvollziehen können.

    Mich würde es interessieren, wie du den für dich richtigen Weg gefunden hast . Wie bist du vorgegangen , um herauszufinden, was du wirklich machen willst ? Das ist bei mir montan das Problem. Ich weiß dass ich es so wie es jetzt schon ist nicht das ganze Studium weiter machen will. Es fällt mir schwer zu begreifen dass das Studium doch nicht das richtige sein könnte nachdem ich so lange drauf gewartet habe und eig immer nur den Job im Kopf hatte. Wie finde ich am besten eine Alternative die zu mir passt ? Hast du da Tipps ?

    Liebe Grüße,

    Lena

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  • Hallo Nora 🙂
    ich studiere aktuell im 10. Semester und bin kurz vor dem 2 Stex, und kann hier vielleicht nochmal eine andere Perspektive geben.
    Ich bin einen ähnlichen Weg wie du gegangen und habe auch nicht nur das eine oder andere Mal daran gezweifelt, ob es das alles Wert ist.
    Vor allem die Vorklinik fand ich unglaublich hart. Ich habe mit vielen Dingen, die auch im Beitrag oben angesprochen wurden, sehr gehadert und die Lernerei fürs Physikum war das eine oder andere Mal alles andere als gesund. Vor allem die ganzen Überflieger, die sich in jedem Seminar herausheben und die man überall trifft, haben mich immer sehr verunsichert (bzw. tun es heute auch noch) – es geht den meisten aber sicher genauso. Aber: alle kochen nur mit Wasser – das muss man sich wie ein Mantra immer wieder vorsagen.

    Meine Erfahrung war aber wirklich, dass die Klinik um Längen und Welten besser ist als die Vorklinik. Man wird ganz anders von Professoren behandelt, die Schikane in Prüfungen hört eigentlich ziemlich auf und die richtig interessanten Sachen kommen erst. Ja, das System ist sehr theoretisch und veraltet – aber gerade durch Corona habe ich das Gefühl, es wandelt sich etwas. Manche Institute geben sich viel Mühe, man sieht Patienten und nimmt etwas mit – und manche eben nicht.

    Lernt man in der Klinik konstant und ordentlich mit, ist der Stoff gut machbar – Vorbereitungen auf Examen stellen natürlich immer eine Herausforderungen dar.
    Zudem muss man das Ganze sicher nicht in Regelstudienzeit durchziehen – das machen sogar meiner Erfahrung nach die Wenigsten. Man kann durchaus mal Pause für einen Sommer machen oder sich die Fächer ein bisschen aufteilen.

    Ich versuche mich immer wieder darauf zu besinnen, warum ich das Ganze machen möchte. Mir macht der Patientenkontakt viel Spaß, das Fachliche interessiert mich und ich sehe mich in keiner anderen Branche – deswegen fokussiere ich mich auf diese Sachen.
    Die Jahre als Assistenzarzt sind bestimmt kein Zuckerschlecken, aber was ich bis jetzt mitbekommen habe, ist auch hier viel im Wandel. Und wir werden in einer Zeit fertig, in der wir uns den Arbeitgeber ziemlich genau aussuchen können – Ärzte werden wirklich überall gesucht.
    Ich bin mir ziemlich sicher, wenn man gut für sich einsteht und sich auch mal lösen kann, dann findet man seinen Platz.

    Ich möchte hier keinenfalls irgendeine andere Meinung dementieren – ich kann mich mit den meisten Erfahrungen auch identifizieren, ich habe mich aber mit vielem arrangiert und bin auch für die Zukunft hoffnungsvoll.

    Aber: nichts ist wichtiger als die eigene Gesundheit.
    Vielleicht würde ich an deiner Stelle nochmal überlegen, was genau dich überfordert/stört. Ist es die Stoffmenge und der Stress, gibt es da durchaus Wege, das Ganze zu entzerren (Urlaubssemester, Prüfungen schieben, etc…). Hierzu kann man sich sehr gut an der Uni beraten lassen. Der Druck wird meiner Meinung nach in der Klinik besser, das ist aber wirklich eine ganz subjektive Meinung.

    Vielleicht hilft dir meine Perspektive etwas! Ich drücke dir die Daumen, dass du die richtige Entscheidung für dich triffst. Alles Liebe

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  • Hey, ich bin seit dem letzen Sommer fertig mit dem Humanmedizin Studium. Habe Anfang des Jahres eine Einstellung in der Chirurgie bekommen und war die letzen 6 Monate nur am Arbeiten. Einige Beispiele aus einem Krankenhaus im Münsterland, keine Uniklinik, ein kirchlicher Träger:
    Eine Schicht mit 25 Stunden, obwohl das verboten ist. Jeden Tag Überstunden, obwohl ich gegen 15:30 offiziell Schluss hätte. Die tägliche Besprechung findet +- 15:30 statt. Jeden Freitag musste ich bis nach 17Uhr bleiben, um Briefe fürs Wochenende fertig zu machen. Die Dienstbelastung ist immens. Keine Zeit, um Pause zu machen…

    Habe ich dafür Medizin studiert? Nein!

    Das Studium fand ich machbar, die Arbeitsbedingungen derzeit in diesem KH finde ich Gesundheitsschädlich. Ich habe meine Einstellung beendet und bin tatsächlich einfach nur froh da raus zu sein! Denn: nichts ist wichtiger als die eigene Gesundheit.
    Insofern habe ich eure Erfahrungen gerne gelesen und möchte auch meine mit euch teilen.

    Ich suche dann ab dem Herbst wieder eine Einstellung als Assistenzärztin. Doch wenn die Arbeitsbedingungen wieder so bescheiden sind, weiß ich nicht was ich machen möchte.
    Ich durfte Medizin studieren und bin dafür dankbar. Doch ich möchte auch auf mich achten und meinen Patient*innen ein gutes Beispiel sein. Ist das nicht der größte Witz, dass die Ärzt*innen (in meinem KH im Münsterland) so ein selbstverachtendes, verantwortungsloses und gesundheitsschädliches System am Leben halten?

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    • Hey Katharina,
      Es würde mich interessieren ob deine neue Anstellung besser ist? 🙂
      Viele Grüße

      Antworten
      • Hey Ai, das kann ich noch nicht sagen. Habe mir noch keine neue Anstellung gesucht 🙂
        Werde aber daran denken, sobald es soweit ist.
        Viele Grüße

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  • Hey zusammen
    Auch wen der Artikel nun schon etwas älter ist, möchte ich noch meinen Senf dazu geben. Ich habe soeben das 2. Semester des Medizinstudiums abgeschlossen und bin im Prinzip seit Beginn am zweifeln, ob ich das wirklich durchziehen will.
    Ich stamme weder aus einer Ärzt:innenfamilie, noch war Ärztinsein schon immer mein Traumberuf. Bei mir kam die Idee Medizin zu studieren erst kurz vor dem Abi oder so. Ich habe danach ein Zwischenjahr gemacht, und als ich mich dann für ein Studium einschreiben wollte, habe ich mich eigentlich aktiv gegen das Medizinstudium entschieden (u.a. aus oben genannten Gründen), und schliesslich ein Jahr Biomedizin studiert. Da dort aber ungefähr die Hälfte der Studis eigentlich Medizin studieren wollte und das auch in meiner Freundesgruppe der Fall war, habe ich mich dennoch entschieden, den NC zu probieren. Und es hat geklappt. Ich habe mit dem Studium begonnen, weil die Vorstellung von der Kombination von Naturwissenschaften und Sozialem im Ärzt:inberuf mich grundsätzlich sehr anspricht. Ausserdem ist es ein interessantes Gebiet, in welchem ich gerne mein Wissen erweitern würde und ich mich selbst fordern könnte. Und ich denke, dass ich eine gute Ärztin wäre ;). Trotz diesen Gedanken kann ich mir aber einfach nicht vorstellen die nächsten fünf Jahre ein so striktes und intensives Studium durchzuziehen und danach noch die Assistenzzeit zu überstehen. Ausserdem will ich später auch nicht, dass mein Beruf mein Leben einnimmt. Mit meinen Mitstudis habe ich kaum über diese Sorgen gesprochen. Vor ihnen habe ich das Gefühl, dass ich diese Chance nicht hinterfragen darf. Ich habe eifach Angst den Abbruch zu bereuen, vor nichts zu stehen und kein anderes passendes Studium zu finden.
    Auf jeden Fall tat es gut zu lesen, dass andere mit denselben Gedanken spielen, oder ähnliche Sorgen haben. Danke dafür und ich wünsche euch allen alles Gute für die Zukunft!

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  • Hallo Zusammen 🙂
    Bin gestern auf diesen Blog gestossen und muss sagen, dass es schon sehr erstaunlich ist, was die Bestätigung der eigenen Zweifel in diesem Kontext mit sich bringt. Ich bin Medizinstudentin im 9. Semester in der Schweiz, bin 27 Jahre alt und habe einen sehr speziellen Weg hinter mir. Vor dem Medizinstudium hatte ich 4 Jahre Soziologie und Jura studiert gehabt und dann gewechselt. Da Jurastudium wurde manchmal vom Work-/Stoffload mit dem Medizinstudium verglichen – was aber überhaupt nicht stimmt. Ich habe auch ein Jahr in Deutschland (Hamburg) studiert und muss sagen, dass das Studium sehr viel entspannter ist und man auch die Möglichkeit hat, nicht alles in Regelzeit absolvieren zu müssen. Wie dem auch sei. Nun, da die Assistenzzeit näher rückt, kann ich gewisse Zweifel nicht mehr länger unterdrücken. Der Grund, wieso auch ich solange durchgezogen habe, war einfach der Fakt, nicht nochmals etwas abbrechen zu wollen. Ich muss an dieser Stelle betonen, dass ich das Jurastudium eigentlich tatsächlich sehr gemocht hatte, von Soziologie gar nicht erst zu sprechen. Ich komme aus einer Künstlerfamilie und habe keinen medizinischen Background. Aber ich hatte die Vision, etwas ändern zu können im Gesundheitswesen mit einer eigenen Praxis für ganzeinheitliche Medizin. Dieser Traum verschwindet aber immer mehr hinter der knallharten Realität einer 60-70 Stundenwoche in Schichtarbeit, sozialer Isolation von meinem Umfeld, körperlich an die eigenen Grenzen zu gelangen und die ganze Zeit einer willkürlichen Hierarchie zu unterliegen. Ich werde nun bald in mein PJ übergehen und dies auch noch durchziehen, weil ich doch einmal mit der Arbeitswelt konfrontiert sein möchte und auch schon all meine Stellen /Verträge organisiert habe. Trotzdem werde ich weiterschauen, ob ich nicht doch meinen Jurabachelor nach dem Staats machen werde und dann vielleicht komplett perfide als Juristin arbeiten werde. Ich glaube, die entscheidende Frage ist echt: „Wie will ich leben?“ Für mich gibt es viele Dinge, die ich neben dem Studium gern mache, Kreativität etc. und ich muss diese Aspekte nicht in einem vollberuflichen Ausmass verfolgen können – aber ich möchte atmen können. Gestern habe ich eine Freundin getroffen, die gerade ihren Facharzt für Innere absolviert hat. Ich musste nicht mal eine Silbe über meine Zweifel verlieren, als aus ihr herausplatzt: „Ich würde dieses Studium nie mehr machen, ich bin nur am arbeiten arbeiten arbeiten und habe absolut kein Leben mehr und dies seit fünf Jahren.“

    Jeder hat seine eigene Meinung, Geschichte und Beweggründe. Und trotzdem ist das Gesundheitswesen und auch der Medizinerberuf ein System. Mit dem Studium wird man in das System eingearbeitet, geprägt davon und institutionalisiert. Je mehr Persönlichkeit, kritisches Denken und Realitätssinn ausserhalb der Medizinerblase man aufweist, umso weniger systemkonform ist man letztlich. Ich habe immer noch meinen Traum von meiner Praxis, Teilzeitarbeit, Couching von Patienten, wo ich mein eigenes Wohl und Gesundheit in der Vordergrund rücken kann. Gleichzeitig hab auch ich seit Studiumsbeginn Schlafstörungen, eine Angststörung und depressive Verstimmungen – die nicht zum Grundwesen meiner Persönlichkeit gehören. Und das Leben ist einfach sehr kurz, mal fünf Jahre durch etwas durchgehen und so viel Rückschlag in Kauf zu nehmen für ein höheres Ziel – sehr unklar, ob diese Logik aufgeht. Ich finde es interessant, weil m.E. die Studenten in der Schweiz viel mehr Kritik hegen für die Zukunft, was mir auch eine gewisse Zuversicht gibt. Wenige von uns finden es cool, sich zu beweisen mit 60-Stunden-Schichten. Die meisten meiner Komilitonn*inen haben sehr viele Lebensbereiche neben der Medizin, die ihnen wichtig sind. Manchmal sprechen wir von einer Revolution oder einem Paradigmenwechsel, aber gleichzeitig ist es illusorisch, dass sich auf struktureller Ebene das Gesundheitswesen in den nächsten Jahren komplett revolutioniert.

    Wie auch immer, dieser Blog hat mir sehr viel gegeben. Ich denke, wie auch schon erwähnt, es braucht enorm viel Mut das hier abzubrechen – gesellschaftlichen Stigmata geschuldet hauptsächlich. Aber es muss nicht als verschwendete Zeit gesehen werden – wie auch alles andere im Leben nicht, wenn man immer wieder Momente der kompletten Zufriedenheit und Erfülltheit hat.
    Ich habe noch nicht komplett abgeschlossen mit der Vorstellung als Ärztin, das beispielsweise die Arbeitsbedingungen in der Psychiatrie viel besser sind. Oder evtl. Richtung Forschung oder auch noch eine Zusatzausbildung im Bereich Public Health – es gibt schon Möglichkeiten, wenn man sich getraut über den Tellerrand zu blicken.

    Ich wünsche euch allen viel Glück auf eurem Selbstfindungsweg 🙂

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  • Hallo Micha, Hallo liebe Diskussionsteilnehmer,

    ich finde es mutig, dass Ihr euer Medizinstudium an den Nagel hängt.

    Aber ich finde es keineswegs schlimm.
    Im Gegenteil sogar.

    Ihr wart mutig und seit endlich aufgewacht, zu wissen, was euch im Leben wichtig ist und was nicht.

    Bedenkt immer dabei, gerade jetzt vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie, dass das Leben schnell zu Ende gehen kann.

    Macht das, was euch glücklich macht im Leben.

    Medizinstudium ist schön und gut, aber wissen auch viele, dass viele es wegen des „Ansehens“ oder des sozialen Drucks der Eltern machen?

    Was bringt es, Mediziner zu sein, aber aber von vornherein bereits klar ist, dass Ihr unglücklich sein werdet, weil es nicht das ist, was Ihr tatsächlich wollt im Leben?

    Im Leben kommt es nicht auf Ansehen und ein Arztkittel an um glücklich zu sein, sondern es sind sogar oftmals die kleinen Dinge im Leben, die einen glücklich machen: intakte Familie, einige gute Freunde, gutes soziales Leben, Gesundheit, Zufriedenheit, ein Zuhause haben, nicht frieren müssen, Essen zu haben, sauberes Wasser.

    Lieber Micha, wenn du mein Sohn wärest (ich bin bereits älter als du, Ingenieur), ich würde trotzdem zu dir halten und dich in allen guten Dingen, die förderlich für dein Leben wären, unterstützen.

    Als Sohn würde ich dich genauso lieben und schätzen. Egal ob du Arzt, Ingenieur, Landwirt, Schreiner, Dachdecker, Fotograf oder Arbeiter wärest, für mich wärest du genauso viel wert.

    Gleiches gilt für andere.

    Wenn euch Kunst, Literatur, Schöne Künste besser gefallen, dann macht das.

    Bleibt gesund.

    gez. Türkischer Ingenieur aus Istanbul

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  • Hallo zusammen,

    durch Zufall bin ich auf diesen Artikel gestoßen. Ich bin Ärztin seit mittlerweile 20 Jahren, aber erinnere mich noch sehr gut an mein Studium. Für mich war es damals durchaus anstrengend und erforderte reichlich Disziplin und Leidensfähigkeit. Besonders schwer im Sinne von intellektueller Leistung war es dagegen nicht. Die Anfangszeit in der Klinik als Assistenzärztin war allerdings noch härter, da zu allem Schlafmangel und körperliche sowie mentale Belastungen kamen.
    Heute habe ich einen Job im ambulanten Bereich, mit dem ich gut Familie und Privatleben vereinbaren kann. Ich denke, ich würde alles wieder so machen.
    Aber man braucht wirklich viel Durchhaltevermögen bis zum Facharzt und jeder muss für sich selbst entscheiden, zu wie großen Opfern man bereit ist.
    Es gibt viele Möglichkeiten im Leben!
    Alles Gute!

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  • Diese Kommentare fangen mich jedes mal wieder auf, wenn ich denke, ich kann nicht mehr weiter, danke euch allen für die Offenheit! Ich denke ich werde das Studium dennoch durchziehen, aber manchmal frage ich mich schon, warum ich das tue. Am schlimmsten ist für mich der ständige Leistungsdruck, das schlechte Gewissen, wenn man sich mal Freizeit nimmt und das Vergleichen mit anderen. Ich freue mich jedes Mal, wenn ich von KommilitonInnen höre, dass sie am Wochenende wegen xy nicht zum Lernen kommen und das ist doch einfach nur krank, dass ich mich über diesen „Vorteil“, den ich ihnen gegenüber dann habe, freue 🙁 Meine Interessen liegen eigentlich auch eher im sprachlichen Bereich, manchmal fühle ich mich dann fehl am Platz, wenn andere die Biochemie Vorlesung ach so spannend finden.
    Alles Liebe & Gute an alle da draußen!!!

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  • Ich bin sehr froh auf diese Messageboard gestoßen zu sein und bin allen Beitragenden sehr dankbar für ihre ehrlichen und Interessanten Gedanken! In anderen, Medizinnäheren Foren findet man unter ähnlichen Threads eher Durchhalteparolen oder Schlaumeier die Anderen sagen dass ein Abbruch des Studiums ein kapitaler Fehler und durch nichts wieder Gut zu machen wäre. Möglicherweise verbieten die Leute die sowas posten selbst jeden Gedanken der ihre Studienwahl und ihren Lebensentwurf hinterfragen würde? Genaueres weiss ich da nicht . Hier jedenfalls habe ich das Gefühl nicht. Danke an Dich Micha dass du diese Diskussion hier eröffnet hast und ihr beide ihr auf eurer Seite einen Platz gebt (:

    Ich bin natürlich auch nicht zufällig hier sondern über eine Googlesuche hier gelandet da ich selbst mir auch gerade (mal wieder) das für und wieder eines Studienabbruchs vor Augen zu führen versuche.

    In meinem Fall (aktuell 9.FS) beschäftigt ich die Frage auch schon quasi seit dem ersten Studientag. Wie manche hier habe ich mein Studium auch erst später, mit Ende 20 begonnen. Davor habe ich neben einem FSJ im Ausland, verschiedenen Jobs in der Gastronomie oder anderen Bereichen eine Handwerkliche Ausbildung abgeschlossen und auch einige jahre im in und Ausland in meinem Lehrberuf gearbeitet.

    Die Idee Medizin zu studieren bestand bei mir schon seit der Teenagerzeit, ich frage mich derzeit häufig wie diese bei mir entstanden ist, wie bei anderen Beitragenden spielten sicherlich auch Elterliche Einflüsse die Rolle. Meine Eltern sind zwar keine Ärzt*innen aber da ich schon in der schule als das “kluge Kind“ galt dem das lernen leicht fiel und ein Elternteil selbst in Jugendjahren gerne Medizin studiert hätte, es aber nie getan hat wurde mir diese Idee, so denke ich heute, auch ein wenig übergestülpt. Natürlich gefallen mit auch manche Inhalte und auch in der Vorklinik gab es Momente wo ich vor der Fülle der medizinisch genutzten Wissenschaft ehrfürchtig erschauerte und mir dachte Wahnsinn was die Menschheit so über sich und ihre Körper herausgefunden hat und wie toll wie vieles davon zur Linderung oder sogar Heilung von Krankheit und Leid eingesetzt werden kann und wird. Und was für ein Privileg sich dieses Wissen aneignen zu dürfen, und wie erfüllen der Arztberuf sein kann etc.

    Nun nach meiner Zweiten Famulatur hat sich mein Blick leider etwas gewandelt. Wie hier schon beschrieben wurde und all denjenigen mit einer Ausbildung im Medizinischen Sektor sicherlich bewusst ist ist das hiesige Gesundheitssystem voll von Belastungen für alle Beschäftigten und man ist oft weit davon entfernt Patient*innen so versorgen zu können dass man sich selbst damit wirklich gut fühlt.
    Am Unangenehmsten waren für mich die Momente in denen ich gemerkt habe dass ich wegen der Überlastung oder weil es mir selbst auch mal nicht so gut ging den Patienten gegenüber unautentisch und mitunter auch wirklich unhöflich wurde. Es ist kein schönes Gefühl ein 
Zimmer zu verlassen mit dem Wissen jemanden der sich in seinem Leid an einen selbst gewandt hat mit ein paar Floskeln und Vertröstungen abgefertigt zu haben, finde ich, aber zu oft war für mehr wirklich keine Zeit, weil die Blutentnahmen fertig gemacht werden müssen und man in OPs assistieren soll und man auch seit 5 tagen keine wirkliche Pause machen konnte. Und das ist ja alles noch sehr leicht verglichen mit dem Arbeitsalltag der Assitenzärzt*innen die nicht um halb 4 nach hause gehen dürfen, Dienste über Dienste schieben und auch im Gegensatz zu Fabulanten wirkliche Verantwortung tragen.

    Das oben beschriebene, oft faszinierende Wissen, dass man sich draufgeschafft ist spätestens ein halbes jähr nach der Prüfung fast völlig aus dem Gedächtnis verschwunden und man fragt sich wofür man sich in der Vorklinik eigentlich so an den Rand des Wahnsinns und der Gesundheit malträtiert hat.

    Ich denke, wie hier an anderer Stelle schon angeklungen ist, das eine wichtige Funktion des Studiums die Anpassung der Studis an das Gesundheitssystem ist, was man, (neben dem inhaltlichen) wohl lernen soll ist Disziplin, Strategien sich in kurzer zeit viel Wissen anzueignen, Funktionieren unter Stress und Überforderung, und ein Stück weit auch Selbstverneinung. Wer 80 stunden die Woche in der Bib sitzt für den sind 60 stunden Klinik dann auch denkbar.

    Es ist einleuchtend ein dass er Staat, wenn er Menschen die Approbation und den Zugang zu Medikamenten und die Verantwortung für die Gesundheit anderer überträgt ein breites Wissen abprüfen muss, ich glaube jedoch dass ein großer teil dieses Wissens und die teilweise wirklich abwegigen Themenkomplexe zu denen Geprüft in Zusammenspiel mit der Wilkür einiger Prüfer*innen auch die Funktion hat dass Studierende über ihre Grenzen zu gehen lernen und sich Hierarchien fügen – zwei zentrale Skills für die Assistenzzeit die erst nach vielen Jahren, wenn man selbst weit genug aufgestiegen ist oder in die Niederlassung wechseln konnte an Bedeutung verlieren.

    Natürlich gibt es auch Ärzt*innen die Ihren Beruf lieben und (auch wenn das System desolat ist und die ganze Doukmentation den letzten nerv raubt) niemals was anderes machen wollten. Es gab bei uns mal einen sehr ehrlichen Moment in einem Seminar mit einem Neurochirurgen der sagte dass er den Job liebt aber dass dies auch dazu geführt hat dass er seine Beziehung und Familie aufgeben musste, nun getrennt lebt und nun als leitender Oberarzt in der Position ist von den Assistent*innen den gleichen Einsatz fordern zu müssen der bei Ihm zum Ende seiner Ehe geführt hat und dem es damit sichtlich nicht gut ging. Ich finde die Geschichte verdeutlicht ganz gut in welchem Spannungsfeld sich mitunter auch Leute befinden die den Job mit Begeisterung machen und keinen Zweifel an der Berufswahl hegen.

    Ich hoffe mein Post hier ist nicht zu Ausschweifend geworden, ich habe nur selbst gemerkt wie befreiend es war die Überlegungen anderer zu lesen und dachte ich versuche mich auch mal an einem Beitrag. Auch um mir selbst über meine Gedanken klarer zu werden, man möge mir für letzteres verzeihen.

    Ich habe noch nicht abschliessend entschieden ob ich es jetzt wirklich sein lassen werde, es sind ja nun nicht mal mehr 2 Jahre bis zum letzten Examen und auch wenns Quälerei ist macht es vielleicht Sinn es abzuschliessen. Aktuell denke ich täglich dass ich gerne Ins erste Semester reisen würde als ich zum ersten Zweifel beschlichen oder wenn nicht dahin dann zumindest ins erste klinische Semester, als ich mir (idiotischerweise wie ich nun denke) bewiesen hatte dass man mich mit dem Physikum nicht loswerden kann, um mich zu schütteln und mir nahezulegen doch auf mein Gefühl zu hören dass das alles nichts für mich ist.

    Andererseits möchte ich natürlich niemandem eine klare Empfehlung geben. Unsere Motivationen sind komplex. Manche sind die eigenen, manche sind die von wahrscheinlich wohlmeinenden Eltern die wir zu den unseren gemacht haben, manche sind gesünder als andere aber so wie i ich es verstehe haben alle ihre Berechtigung. Insofern würde ich mich Micha anschliessen: nehmt euch nicht zu ernst, seid nett zu euch selbst und ihr werdet schon das richtige machen.

    Viele Grüße und Entschuldigung für den Roman!

    Antworten
  • Hallo an alle!

    Nachdem ich nun die letzten zwei Stunden alle individuellen Geschichten förmlich in mich aufgesogen habe, möchte ich nun auch einmal meine Gedanken teilen.

    Die Idee Medizin zu studieren ist bei mir in der Oberstufenzeit entstanden, nachdem ein Lehrer, den ich sowohl menschlich als auch im Beruf sehr gut fand, mir zu einem Medizinstudium riet. Ich war schon seit der ersten Klasse sehr gut in der Schule, bis zum Abitur hatte ich im Grunde jährlich die Stufe mit einem 1,0er Schnitt abgeschlossen, so auch mein Abitur letztes Jahr. Dabei habe ich immer kontinuierlich mitgelernt, sodass ich auch nicht behaupten würde, mit total hohem Aufwand/Stress durch die Schulzeit gekommen zu sein. Nun habe ich, seitdem mir Medizin angeraten wurde, fast täglich über meine Zukunft nachgedacht und mich innerhalb eines gap years nach dem Abitur schlussendlich auch dafür entschieden. Ich habe es schon immer geliebt mit Menschen zu arbeiten, ich habe Naturwissenschaften geliebt, ich war super in der Schule- Na klar, da kommt einem Medizin doch direkt in den Kopf, oder?;)

    Nun habe ich letzten Monat mein Studium angetreten & hätte nicht schockierter sein können. Natürlich war mir von Anfang an bewusst, dass es kein Zuckerschlecken wird. Die hohe Arbeitsbelastung, der Leistungsdruck geschweige denn die vielen Stunden vor dem Schreibtisch & wenig Freizeit waren der Hauptgrund, weshalb ich so lange an dem Entschluss, Medizin zu studieren, gezweifelt habe. Doch vor Antritt meines Studiums habe ich mich oft versucht daran zu erinnern, dass es immer Möglichkeiten der Entzerrung gibt: Später eine Fachrichtungswahl mit nicht allzu viel Überstundenbelastung, Teilzeitarbeit, irgendwann dann die Praxis, in der auch geregelte Arbeitszeiten hinzukommen. Und die 6 Jahre Studium? Naja, die zieht man eben durch!

    Als ich nun letzten Monat mit der schieren Menge des stumpfen Auswendiglernens konfrontiert wurde, den wöchentlichen mini-Testaten, den Klausuren, welche mitten im Semester stattfinden, während man sich noch auf alles andere gleichzeitig vorbereiten muss… Ich habe bereits nach zwei Wochen begonnen das Weinen zum täglichen Ritual zu machen & mit Zweifeln zu kämpfen. Ich weiß, dass ich es schaffen würde, doch bin ich wirklich bereit meine mentale Gesundheit über ein ganzes Jahrzehnt zu opfern? Um anderen Leuten zu helfen? Welch Ironie!

    Ich habe nun gestern schweren Herzens meine Exmatrikulation eingereicht. Schweren Herzen, da ich mich doch irgendwie als Ärztin sehe, aber eben nicht bereit bin, mich selbst dafür zu opfern.

    Natürlich sind 1 1/2 Monate nicht viel Zeit & man kann sich darüber streiten, ob ich es nicht doch länger hätte ausprobieren sollen. Doch ich bin nun glücklich mit meiner Entscheidung, erst 20 Jahre alt und froh, die Zeit & Möglichkeit zu haben, mich noch umzuorientieren.

    Ich wünsche euch allen, dass ihr euren Lebensweg findet & am Ende glücklich seit mit dem, was ihr macht!:)

    Kathi

    Antworten
    • Hey liebe Kathi, ich würde mich gerne mit dir austauschen, wenn du das möchtest.
      Bin in einer ähnlichen Situation.

      Liebe Grüße
      Sophie

      Antworten
  • Hallo Kathi, ich bin Jessi und habe meine persönliche Geschichte hier geteilt.
    Ich verstehe dich und deine Entscheidung sehr gut. Damals habe ich viel zu lange abgewartet mit meiner Entscheidung und meine eigene mentale Gesundheit damit aufs Spiel gesetzt. Ich bin ehrlich ich habe sie damals mit vollem Schwung gegen die Wand gefahren und ich kann das keinem zum Nachahmen anraten. Die Zeit danach sich wieder zu ordnen und auszubauen, ist viel schwieriger und ich bereue es nicht vorher die Reisleine gezogen zu haben.
    Das Ganze ist jetzt fast 2 Jahre her und ich kämpfe immer noch mit den Folgen meines Abwartens. Natürlich geht es meiner mentalen Gesundheit und mir schon viel besser, aber die Folgen des intensiven Drucks und des Psychoterrors zeigen sich heute noch bei Stress in Angstzuständen und Panikattacken wieder.
    Deshalb lieber früher die Reisleine ziehen als zu spät. Die eigene Gesundheit ist das Höchste Gut, was man im Leben hat, und das sollte man nicht so leichtfertig aufs Spiel setzten.
    Liebe Grüße
    Jessi

    Antworten
    • Hallo Jessi & all die anderen tollen Kommentare.
      Ich bin 22, studiere aktuell Medizin in Osteuropa und starte jetzt ins 4.Semester. Seit der Klausurenphase im 3.Semester (vor 1,5 Monaten) habe ich mit Panikattacken und starken Angstzuständen zu kämpfen. Ich kann wirklich sagen, dass ich mich seit 2Monaten total unglücklich fühle – so etwas kenne ich von mir selber gar nicht. Ich habe riesige Angst nun diese Woche zurück in meine Unistadt zu fliegen und spüre nur Panik in mir, mich all dem wieder auszusetzen.
      Zur Vorgeschichte:
      Ich wollte schon immer Medizin studieren und wusste das ist mein absoluter Traumberuf. Ich liebe inhaltlich das Studium auch total und bin sehr gut in dem was ich mache (große Angst nie wieder so gut in etwas anderem zu sein, da ich in der Schule nicht ganz so gut war wie nun jetzt in diesem Studium). Deshalb war es während meiner Panikattacken für mich so unglaublich schlimm, mir vorzustellen, dass ich nun womöglich unterbrechen muss oder gar abbrechen “nur” wegen meine Gesundheit. Ich würde vor Eifersucht platzen wenn ich später neben einer Ärztin stehe und ich keine werden konnte.
      Seit 2 Tagen hat sich alles geändert! Plötzlich ist für mich völlig in Ordnung nicht mehr Ärztin zu werden und all die Gründe (die mir immer unterbewusst bewusst waren und mich immer besorgt und gestört haben, aber von meinem grossen Wunsch Medizinerin zu werden verdrängt wurden), prasseln nur so auf mich ein. Mir ist das alles nicht wichtiger als meine psychische Gesundheit! Vor allem sollte es das nicht sein. Ich bin eine sehr stressanfällige, perfektionistische, ehrgeizige, sehr emotionale Person und weiß eigentlich schon lange, dass ich nicht geeignet bin diesen Beruf in diesem System auszuüben. Ich weiß, dass ich es gut als Ärztin (fachlich und emotional) machen würde…aber ich weiß auch, dass ich damit Tag täglich mit meiner psychischen Gesundheit bezahlen würde, ich Probleme mit work-life balance habe und ich definitiv eine extrem stress geplagte Person bin und wäre. All das will ich nicht für meine Leben bzw vor allem die nächsten 10 Jahre – das sind doch meine zwanziger, in denen ich in Semester Ferien reisen wollen würde, Möglichkeiten und Freiheiten haben will und nicht konstant an einem Ort leben will der nur aus Uni und Uni Freunden besteht, während ich in meiner Heimat ein so buntes, vielfältiges Leben habe…
      In meinem Studium in Osteuropa gibt es keine Wintersemesterferien, 100% Anwesenheitspflicht, aktuell große Probleme mit dem Studiumswechsel nach Deutschland (weitere 4,5 Jahre dort noch zu leben erscheint mir aber aktuell nictt gut vorstellbar), eine extrem konservative Mentalität an der Uni und ich lebe in einer Mediziner bubble (tolle Leute dort, jedoch immer dasselbe und klein Stadt mit fehlenden Möglichkeiten) – es engt mich alles so sehr ein…! Plötzlich will ich so so sehr abbrechen und meine aktuelle psychische Situation (in der Kommilitonen nicht stecken) die sich nun durch die Panikattacken keines Weges mehr verdrängen lässt, meine ich, zeigt mir, dass ich nicht dafür gemacht bin. Aber vor allem ich es mir nicht so schwer machen muss für mein Leben…!!!?? Man lebt nur einmal und ich will den Fokus richtig setzen… Es fühlt sich so wichtig an, genau an diesem Punkt nun die richtige Entscheidung zu treffen, da es ja schließlich um mein Glücklichsein in MEINEM EINZIGEN Leben geht. Und ich spüre gerade auch so eine starke Euphorie genau das zu tun… und ich merke gerade so stark, dass ich mich mit dem Medizinerweg in mein persönliches Unglück stürze?!… Oder wäre dann vielleicht doch einfach Allgemeinmedizin eine Option in der nur 2 Jahre Klinik für den Facharzt nötig sind und dann mach ich zumindest einen Beruf für den Rest meines Lebens den ich inhaltlich total liebe und gut darin bin?

      Mir hat der Block zu lesen extrem geholfen und er gibt mir auch das Gefühl, genau jetzt auf mein Bauchgefühl hören zu sollen, was mir extrem hilft! Jedoch ist es wirklich schwer weil ich unsicher bin ob ich gerade aus “Ich will einfach nur flüchten”, weil es mir gerade psychisch so schlecht geht, sehr beeinflusst bin. Aber ist das dann nicht genau der Moment wo ich das erste mal die wirkliche Wichtigkeit sehe? Und mein Körper mir mit wiederkehrenden Panikattacken und konstanter Angst zeigen will, dass es jetzt einmal nicht mehr die Möglichkeit gibt nur nach dem Rationalen zu gehen und den Rest wegignorieren? Natürlich gehe ich jetzt eine Therapie an gegen die Prüfungsangst, die sich vermutlich dann auch lösen wird, aber ist es nicht viel mehr ein großer wichtiger Vorbote, mir noch einmal bewusst zu machen, dass ich als so stressanfälliger Mensch mir vielleicht nicht den stressigsten Berufsweg aussuchen muss, der es mir für immer unnötig zusätzlich schwermachen wird, eine work-life Balance und einen gesunden Stressgang zu haben…?
      Innerlich merke ich, ich will/sollte abbrechen…aber es ist schwer es durch zuziehen – gerade wenn es mir dann wieder besser geht und ich gut klar komme mit dem Studium…und ich dann abbreche wegen “äußerlichen?” Faktoren…

      Mir hat der Block unglaublich geholfen und ich würde mich über weiteren Austausch total freuen!!

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